das portrait: Tanja Hufschmidtsabbelt fundiert über Fußball
Es hat lange gedauert, bis Tanja Hufschmidt sich selbst „Expertin“ genannt hat. Dabei geht die Hamburgerin, seit sie zehn Jahre alt ist, ins Volksparkstadion, besitzt seit einer gefühlten Ewigkeit eine Dauerkarte, twittert hauptsächlich über Fußball, fachsimpelt regelmäßig im HSV-Talk-Podcast und ist Gast in diversen Expert*innenrunden. „Das ist vielleicht so ein Frauending. Es hat gedauert, bis ich das Impostorsyndrom abgelegt habe“, sagt Hufschmidt. Beim Impostor – oder Hochstaplersyndrom – werden Betroffene trotz Erfolgen von Selbstzweifeln geplagt. „Irgendwann hat es aber klick gemacht und ich sagte zu mir: Ja, ich kann das. Ich habe was zu sagen.“
Das fanden auch die beiden Gründerinnen des Podcasts „Frauen reden über Fußball“ (FRÜF). Sie kontaktierten Tanja Hufschmidt und etliche andere Fußball-Expert*innen im ganzen Bundesgebiet über Twitter. Seit einem Jahr geht der FRÜF-Podcast einmal im Monat online. Für Hufschmidt ist der Podcast besonders: „Wir sind ja völlig frei in der Themenwahl, greifen auch unbequeme Themen wie die Causa Ronaldo oder sexualisierte Gewalt im Fußball auf“, sagt sie. „Angst vor einem Shitstorm haben wir nicht.“
Die Themensetzung hat auch die Verantwortlichen des Social-Media-Preises „Die Goldenen Blogger“ überzeugt. Sie zeichneten den Podcast als besten Sportblog aus: „FRÜF ist Fußballfeuilleton mit Themen, an die sich sonst niemand ran traut“, sagt Thomas Knüwer von „Die Goldenen Blogger“. „Sie haben in kürzester Zeit eine absolut eigenständige Position in der Fußballberichterstattung erreicht.“ „Wir haben damit überhaupt nicht gerechnet. Das ist schon eine wahnsinnige Anerkennung“, sagt Hufschmidt.
Die 43-Jährige ist eine von insgesamt 22 FRÜF-Expertinnen. Für jede Folge ist ein anderes Team zuständig. Die Länge von rund zwei Stunden war für die gelernte Radiojournalistin Hufschmidt, die mittlerweile ihr Geld im Sales und Management einer Hamburger IT-Firma verdient, gewöhnungsbedürftig. „Aber wenn die Themen gut recherchiert und unser Gesabbel fundiert und substantiell ist, gibt es das her.“
In den Podcasts spricht Hufschmidt auch über ihre Erfahrung als HSV-Anhängerin. Sie bezeichnet sich als „eine der letzten echten Erfolgsfans“, weil ihre Leidenschaft für den Club beim „bis dato letzten Titelgewinn 1987“ erwachte. „Eigentlich fühle mich ganz wohl in der Zweiten Liga. Aber irgendwann sollte es nochmal mit dem Aufstieg klappen.“ Juliane Preiß
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