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das portraitKathrin Weiherwill keine AfD-Stimmen

Will nicht um jeden Preis Landrätin werden: Kathrin Weiher Foto: Markus Scholz/dpa

Ein Wahlsieg, der durch Stimmen der AfD zustande kommt? Nein danke, beschloss Kathrin Weiher und zog ihre Bewerbung um den Posten der Landrätin im Kreis Segeberg zurück. Die parteilose Senatorin für Kultur und Bildung in Lübeck ist damit weiter auf Job-Suche. Denn ihre Amtszeit im Lübecker Rathaus läuft zum Jahresende aus.

Mit den „aus Thüringen kommenden Strömungen“ begründete Weiher ihren Rückzug vor der Wahl im Kreistag des Kreises Segeberg. Acht Fraktionen sitzen dort im Kommunalparlament, die größte Gruppe ist die CDU mit 32 Mitgliedern, es folgen SPD, FDP, Grüne, zwei Freie Wählergemeinschaften, die Linke und als kleinste Fraktion mit fünf Personen die AfD.

Der aktuelle Landrat ist Jan Peter Schröder (parteilos). SPD, Grüne, FDP und die kleinere Freie-Wähler-Gruppierung wollten seine Amtszeit verlängern, doch die CDU, die Wählerinitiative Segeberg und die AfD stimmten für die Ausschreibung des Postens. Amtsinhaber Schröder gilt als Favorit. Dass für einen Sieg die Stimmen der AfD nötig sein könnten, ist also nicht erst seit dem Thüringer Debakel bekannt. Allerdings ist die Fraktion eben auch die kleinste Gruppe und weit davon entfernt, Mehrheiten zu bestimmen.

Eine Anfrage der taz, warum sie bei so knappen Verhältnissen antrat, ließ Weiher unbeantwortet. Laut Nachrichtenagentur dpa habe sie gehofft, „in der Breite der demokratischen Parteien Stimmen für sich zu gewinnen“. Da dies offenbar nicht geklappt hatte, zog sie „schweren Herzens zurück“.

Weiher, die in Braunschweig geboren wurde, hat gleich drei Studienabschlüsse: Zu einem Abschluss in Soziologie und Rechtswissenschaften kamen in Göttingen die Fächer Gerontologie und Diakoniewissenschaft. Bei der Diakonie war sie in leitenden Funktionen tätig, bevor sie Kreisrätin im Landkreis Goslar wurde.

Und seit 2014 leitet sie die Lübecker Kultus- und Bildungsbehörde, muss ihren Posten aber räumen, weil CDU und SPD die Ämter neu verteilen und ein Sozialdemokrat den Bereich übernehmen soll. Pech für die 57-Jährige Weiher, die 2017 fast Bürgermeisterin der Hansestadt geworden wäre. Ein Bündnis von Parteien, das von CDU und FDP bis Grüne und Linke reichte, hatte sie damals nominiert, um einen erneuten SPD-Sieg zu verhindern. Doch SPD-Kandidat Jan Lindenau siegte mit einem Prozent Vorsprung. Laut Lübecker Nachrichten erwägt sie nun, erneut in Lübeck zu kandidieren. Esther Geißlinger

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