das portrait: Iyabo Kaczmarekist kosmopolitisch
Es sind nur drei magere Sätze auf der Seite Hannover.de, mit der die Stadtverwaltung die vorgezogene Neuwahl des Stadtoberhaupts am 27. Oktober in der niedersächsischen Hauptstadt ankündigt. Aber die zeugen immerhin von einem Genderverständnis: Denn da ist die Rede von der „Wahl des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin“. Anders als in der Vergangenheit, in der ausschließlich Männer diesen Posten besetzten, bekommen sie nun weibliche Konkurrenz. Neben der Linken Jessica Kaußen kandidiert die unabhängige und parteilose Kulturmanagerin Iyabo Kaczmarek.
„Ich will Demokratie wieder erlebbar machen“, begründet die 45-Jährige ihre Kandidatur: „Die Menschen wollen und sollen wieder das Gefühl haben, mitbestimmen zu können und ein aktiver Teil der Gesellschaft zu sein.“ Wer, wenn nicht sie als Parteilose und ohne großen Parteiapparat im Hintergrund, verkörpere das besser als sie, glaubt sie. Um antreten zu können, brauchte sie 320 Unterschriften von Unterstützer*innen. Die hat sie rasch zusammen bekommen und gerade erst eine Liste mit sogar einhundert weiteren Unterschriften im hannöverschen Rathaus eingereicht.
Die breite Zustimmung zu Kaczmareks Kandidatur ist nicht verwunderlich. Als Kulturmanagerin ist sie in der Stadt gut vernetzt. Ihren Namen verbindet man mit Projekten wie „Hannover Central Station“, eine Art Theater im Hauptbahnhof. Oder mit Stücken wie „Energie“, das auf dem Dachboden des Amtsgerichtes spielte, mit „Hausbesuch“ in den Wohnungen von acht Privatleuten und „Fremdes Leben“ in der Ernst-August-Galerie. Seit 2016 unterstützt sie mit dem Verein „Unter einem Dach“ Geflüchtete. „Ich bin überall“, sagt sie. Und meint damit, sich in die Lebenswelt anderer Menschen hineindenken zu können. Auch das ist nicht verwunderlich, vereint doch Kaczmarek in sich verschiedene Kulturen: Ihre Mutter kommt aus Oberschlesien, ihr Vater aus Nigeria, sie selbst ist in Hannover geboren.
Hat die Kosmopolitin eine reale Chance? „Ich will gewinnen“, sagt sie: „Allein in die Stichwahl zu kommen, wäre großartig.“Simone Schmollack
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen