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das portraitJoachim Nahtz hat seinen Hof an die NPD verkauft

Ein holpriger Schotterweg führt von der Landstraße 281 zu dem heruntergekommen Bauernhof. Seit Jahrzehnten lebt hier auf dem Hof nahe der niedersächsischen Gemeinde Eschede Joachim Nahtz mit Familie. Seit Jahrzehnten begrüßt der Bauer auf dem Anwesen auch die verschiedensten Akteure der rechtsextremen Szene – von der verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend über Rechtsrockbands und Kameradschaften bis zur NPD.

Viel redet Nahtz nicht. Große Auftritte bei Veranstaltungen oder Sonnenwendfeiern sucht er ebenso nicht. Er überlässt lieber anderen die Bühnen. Der kleine Mann wird in der Szene umso mehr geschätzt. Ein Bauer, ein Mann, ein Rechtsextremer, der unermüdlich treu zur „nationalen Bewegung“ steht. Hausdurchsuchungen und Strafverfahren haben ihn nicht erschüttert.

Die NPD hat nun ihrem Gesinnungskameraden aus einer misslichen Lage geholfen. Vor vier Tagen wurde bekannt, dass die NPD den Hof kaufte. Der Zustand des Hofes offenbarte schon lange die Finanzlage. Nahtz musste bereits sieben Hektar Wiese verkaufen, 2014 fing die Scheune Feuer. Auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Hof hatten Kameraden versucht, Schrott und Gerümpel wegzuräumen und verbrannten Abfälle, was zu dem Brand geführt haben soll. Mit dem Kauf will die NPD allerdings nicht bloß einem Parteifreund helfen. Sie will sich auch ein Anwesen für die politische Nutzung erhalten.

Der Partei gehört Nahtz seit vierzehn Jahren an. 2008 war er für die Partei bei der Landtagswahl als Direktkandidat im Landkreis Uelzen angetreten. 700 Stimmen gewann er, das sind rund 1,6 Prozent – landesweit erreicht die NPD 0,8 Prozent. 2013 kandidierte er für die älteste rechtsextreme Partei zur Bundestagswahl. Stolz präsentierte er sich bei der Wahl mit einer Aufnahme vor seinem Hof. Die NPD ist aber nicht die einzige Partei, in der Nahtz Mitglied war. 1952 schloss er sich der Deutschen Reichspartei an, später mal den Republikanern.

Die erste bekannte Nutzung des Hofs für die Szene liegt auch weit zurück. 1992 richtete die später verbotene Nationale Liste um Christian Worch auf dem Anwesen ein Wehrsportlager aus. 1993 beschlagnahmte die Polizei bei Nahtz zwei Kleinkalibergewehre, ein Luftgewehr und eine Luftpistole, 2009 stellte die Polizei mehrere Gewehr- und Pistolenpatronen bei ihm sicher. 600 Euro Strafe musste er wegen Verstoß gegen das Waffengesetz zahlen. Die geringe Summe war seiner Einkommenssituation geschuldet.

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