piwik no script img

das portraitVenezolanischer Geheimdienst nimmt Guaidós Vize Edgar Zambrano fest

Edgar Zambrano sitzt im berüchtigten venezolanischen Geheimdienstgefängnis Helicoide. Am Mittwoch wurde der Vizepräsident der Nationalversammlung vom venezolanischen Geheimdienst Sebin (Servicio Bolivariano de Inteligencia Nacional) festgenommen. Die Agenten hätten sein Auto umstellt und ihn, weil er sich weigerte auszusteigen, samt Fahrzeug mit einem Abschleppwagen zur Geheimdienstzentrale in Caracas abtransportiert, twitterte er live aus seinem Fahrzeug.

Edgar Zambrano ist einer von mehreren Oppositionsabgeordneten, die vergangene Woche ihre parlamentarische Immunität verloren haben. Gegen die Oppositionspolitiker ermittelt der Oberste Gerichtshof wegen Hochverrats und Verschwörung, weil sie an der gescheiterten Rebellion des selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó vom 30. April teilgenommen haben. Auf Videos, die an diesem Tag über soziale Medien verbreiten wurden, ist Zambrano zusammen mit Guaidó und dem aus dem Gefängnis befreiten Leopoldo López zu sehen.

Der Vorsitzende der regierungstreuen Verfassungsgebenden Versammlung, Diosdado Cabello, bestätigte am Mittwochabend die Geheimdienstaktion. „Sie werden vor der Justiz für ihren Putsch vom 30. April bezahlen“, so Cabello. Erst am Dienstag hat die Verfassungsgebende Versammlung die parlamentarische Immunität von weiteren sechs Parlamentariern aufgehoben. Zambrano ist nach Roberto Marrero die zweite Person aus dem unmittelbaren Umfeld Guaidós, die vom Geheimdienst verhaftet wurde.

Der 63-jährige Rechtsanwalt wurde im Januar zum Vizepräsident der Nationalversammlung ernannt. Zuvor war er Vorsitzender der Parlamentarischen Kommission für Verteidigung und Sicherheit. Als Vertreter des nordwestlichen Bundesstaates Lara war er erstmals im Juli 2000 in die Nationalversammlung gewählt worden. Nachdem die Opposition 2005 geschlossen der Parlamentswahl fern blieb, wurde er 2010 erneut ins Parlament gewählt und fungierte seit 2014 als Fraktionschef der Partei Acción Democrática (AD).

Die Geheimdienstaktion fand unmittelbar vor der Parteizentrale der AD statt, deren stellvertretender Parteivorsitzender Zambrano ist. Anders als die erst 2009 gegründete Oppositionspartei Voluntad Popular von Leopoldo López und Juan Guaidó kann die sozialdemokratische AD auf eine rund 80-jährige Geschichte verweisen und stellte in dieser Zeit achtmal den Staatspräsidenten. 2016 wurde das AD-Mitglied Henry Ramos Allup zum ersten Parlamentspräsidenten der seither von der Opposition dominierten Nationalversammlung gewählt.

„Wir haben unsere internationalen Verbündete über den Versuch alarmiert, das Parlament durch die massenhafte Festnahme von Abgeordneten schließen zu wollen“, schrieb Guaidó auf Twitter. Die US-Botschaft in Caracas machte Staatschef Nicolás „Maduro und seine Komplizen“ für die „illegalen Aktion“ verantwortlich und kündigte Konsequenzen an.

Jürgen Vogt, Buenos Aires

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen