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das ding, das kommtDas Blättern ist halt nicht dasselbe

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche (unbürokratische) Maßnahmen“: Keine sonderlich ungewöhnliche Formulierung, und dann auch noch aus der – sprichwörtlichen – Feder von Menschen des Wortes? Beziehungsweise des Buches: Stadtbibliotheken und Leihbüchereien, die fürs ganz normale Publikum, aber auch Bibliotheken mit spezialisiertem Profil, sie alle haben jetzt ihren Normalbetrieb eingestellt, also den mit Publikum: Zu viele Menschen, zu lange zwischen denselben Regalen.Bis zum 18. April, vorerst, bleibt etwa die Bremer Stadtbibliothek geschlossen, Hamburgs Öffentliche Bücherhallen (HÖB) sind es bis Ende April, mindestens – entsprechend der dort geltenden städtischen Allgemeinverfügung.

Ein Effekt: Säumige Nutzer*innen bekommen Aufschub. In den meisten Fällen läuft die Uhr, also die Leihfrist, erst mal nicht weiter. Auch dafür, Mahnverfahren auszusetzen, haben sich viele Einrichtungen entschieden. Dass es mancherorts noch die Möglichkeit gibt, Entliehenes in irgendwelche Klappen zu werfen: Schön – aber wir sollen ja gar nicht aus dem Haus für so was Banales.

Ein weiterer: Auch hier schlägt die Stunde der digitalen Angebote, seien es eigene oder auch nur der Hinweis auf überregionale – vielleicht ja immer noch vielen unbekannt. In Hamburg –wo die eingangsz zitierten Zeilen verfasst wurden – haben sie sich nun noch einen sympathischen Kniff einfallen lassen (den nur Übelmeinende als schnöde Kund*innenakquise lesen können): Um „die Einschränkungen im Alltag, mit denen wir alle konfrontiert sind, ein wenig erträglicher zu machen und Langeweile zu vermeiden“, bieten die HÖB sechs Wochen lang kostenfreien Zugang zu ihren digitalen Angeboten. Dazu zählen die Onleihe und „OverDrive“, der kuratierte Film-Streaming-Dienst Filmfriend oder auch die Musik von Freegal/Naxos. Für Schüler*innen gibt es weitere Angebote.

Zwar können dabei nur Hamburger*innen mitmachen, dafür aber auch diejenigen, deren Kundenkarte gerade nicht aktiv ist. Die Gründe fürs Gesperrtsein – häufig sind das ausstehende Gebühren – sind „nicht relevant“.

Alexander Diehl

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