corona in hamburg: „Impfstoff wird einen Teilschutz bieten“
Interview Lissy Malethan
taz: Herr Lohse, wann können wir mit einem Corona-Impfstoff rechnen?
Ansgar Lohse: Das wissen wir noch nicht. Es wird noch einige Monate brauchen.
Warum ist die Entwicklung so langwierig?
Die Entwicklung eines Impfstoffes ist sehr schwierig und braucht normalerweise um die zehn bis zwölf Jahre. Dass wir das jetzt vielleicht in ein bis zwei Jahren schaffen, ist eine großartige wissenschaftliche Leistung.
Wenn ein Impfstoff entwickelt ist, ist die Pandemie dann besiegt?
Ein Impfstoff, der zu hundert Prozent funktioniert, exzellent verträglich ist und von allen Bürgern akzeptiert wird, würde die Pandemie zum Ende bringen, aber dies ist eine sicherlich zu optimistische Erwartung. Es ist wahrscheinlich, dass der Impfstoff einen Teilschutz bieten wird und so die Erkrankung abschwächen und abmildern kann. Wir müssen uns auch bei der Akzeptanz für eine solche Impfung in der Bevölkerung vorarbeiten, um einen guten Immunschutz durch Impfungen zu erreichen.
Kann dieser teilschützende Impfstoff uns zurück zur Normalität führen?
Ja, aber nicht von heute auf morgen. Das wird sicherlich noch mehrere weitere Monate brauchen. Und es wird wahrscheinlich eine Kombination einer durch Impfungen und durch spontane Infektionen erworbenen Immunität sein.
Welche alternativen Strategien gibt es darüber hinaus?
Pandemien sind auch in der Vergangenheit besiegt worden, ohne Impfstoffe. Wenn wir ganz selbstkritisch sind, müssen wir sagen, dass wir noch nie eine Pandemie mit einem Impfstoff besiegt haben. Das wäre ein Novum, wenn uns das jetzt gelänge. Aber das Immunsystem schützt die Menschheit vor ganz vielen Infektionen. Die Hoffnung ist, dass eine zunehmende Immunität in der Bevölkerung einen wesentlichen Teil des Schutzes und des Überwindens der Pandemie bewirkt. Es ist auch vorstellbar, dass das Virus durch Mutationen im Laufe der Zeit weniger gefährlich wird. Darauf alleine kann man sich aber nicht verlassen.
Wie gut sind wir auf eine neue Pandemie vorbereitet – wenn jetzt noch eine käme?
Ich glaube nicht, dass wir sonderlich gut auf eine neue Pandemie vorbereitet sind, so wie wir auf diese auch nicht gut vorbereitet waren. Es besteht großer Nachholbedarf.
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