bund gegen umzugsplan: Das Kabuff von Tempelhof
Jeder Mieter kennt das: Die Bleibe ist zu teuer, schon etwas verwohnt, der Ausblick wirkte auch schon mal schöner. Ein Tapetenwechsel muss her, mit allem Pipapo. Etwas ganz Neues. Da genügt eine Mietminderung genauso wenig wie der Umzug in einen renovierungsbedürftigen Altbau. So ähnlich ergeht es den Leuten vom Bundesinnenministerium. Sie wollen partout von einem Glaspalast an der Spree in einen neuen Glaspalast an der Spree ziehen. Da kann das drittgrößte Gebäude der Welt mit einem Park von zwei Kilometern Durchmesser vor der Tür natürlich nicht mithalten. Das müssen Sie verstehen.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Die Gründe gegen einen Umzug ins 2008 frei werdende Flughafengebäude liegen doch auf der Hand: Dem bei seiner Einweihung flächengrößten Gebäude der Welt fehlt offensichtlich eine „angemessene repräsentative Wirkung“. In den 30er-Jahren baute man eben zurückhaltend. Das beweist das ehemalige Reichsluftfahrtministerium. In das Mauseloch an der Wilhelmstraße zwängt sich heute das Finanzministerium. Das kann man doch niemandem zumuten.
Nein, ein Neubau in der Nähe des Kanzleramts muss her. Eine Residenz, die Staatsgäste und Architekturtouristen mindestens so elektrisiert wie der heutige Sitz des Innenministeriums irgendwo in Neu-Moabit. Eines, das sicherer ist als der Miniaturflughafen, wo das Innenministerium sich vor Anschlägen „aus der nahen Wohnbebauung“ fürchten müsste. Al-Qaida wird ihre Wohnung nebenan kündigen müssen. Zu Recht missfällt den Beamten auch der peinliche Umstand, dass ein dortiges Ministerium den spiegelgleichen Eingangsbau hätte wie die Landespolizeidirektion nebenan.
Sie sehen: Es gibt viele gute Gründe gegen einen Umzug ins Kabuff von Tempelhof.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen