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ausländerklassenIntegration verweigert

Der Begriff „Ausländerklasse“ taucht in der Vorlage von Schulsenator Klaus Böger natürlich nicht auf. Doch genau darum geht es bei dem Plan, Kinder ausländischer Herkunft mit mangelhaften Deutschkenntnissen in regulären Klassen ohne deutsche Schüler zusammenzufassen.

Kommentarvon ANDREAS SPANNBAUER

Die Konsequenzen dieser ethnischen Trennung sind politisch und didaktisch fatal. Durch die völlige Abwesenheit von Schülern, die ein passables Deutsch sprechen, entfällt für Jugendliche mit schlechten Sprachkenntnissen auch der letzte Anreiz, sich überhaupt auf Deutsch zu verständigen. Warum sollten sich Schüler türkischer Herkunft auch in Zukunft nicht auf Türkisch unterhalten, nachdem die Schulverwaltung garantiert hat, dass sie unter sich bleiben? Der Nachteil liegt auf der Hand: Sprache lernt man nicht im Unterricht, sondern in der alltäglichen Kommunikation mit Muttersprachlern. Diese aber wird genau jenen Kindern versagt, die sie am nötigsten haben.

Politisch ist der Vorschlag ohnehin grotesk. Seit langem wird den Einwanderern der Wille zur Integration abverlangt. Jenseits dieser rhetorischen Muskelspiele, deren Adressaten eher in der deutschen als in der ausländischstämmigen Bevölkerung zu suchen sind, werden auf der strukturellen Ebene die Weichen genau in die gegenteilige Richtung gestellt. Integriert euch, so lautet die Botschaft, aber bleibt uns gefälligst vom Leib!

In der Realität gibt es selbstverständlich längst Klassen, in denen sich ein hoher Anteil von Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen findet. Die Probleme, die sich daraus ergeben, dürften durch eine Verstärkung der ethnischen Separation aber eher verstärkt als behoben werden. Wenig beruhigend ist also das Versprechen, diese Getto-Klassen nur in Ausnahmefällen einzurichten: Was getan werden darf, wird auch getan.

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