affäre stimmann: Strieder ist gefordert
Es ist schon merkwürdig. Kaum hatte die taz veröffentlicht, dass Senatsbaudirektor Hans Stimmann gegenüber amerikanischen Investoren sagte, jemand müsste auf die Rathauspassagen eine Bombe schmeißen, kam das Dementi. „Senatsbaudirektor: Diese Worte sind nie gefallen“. Diese Erklärung ließ Stimmann über seinen persönlichen Referenten verbreiten.
Kommentar von UWE RADA
Einige Stunden später kam die zweite Erklärung. Diesmal bedauerte Stimmann die Wortwahl, die er eben noch geleugnet hatte und entschuldigte sich. Der Ausdruck „Bombe werfen“ sei in der Hitze des Gefechts gefallen.
Zwischen der ersten und der zweiten Erklärung lagen nicht nur mehrere Stunden, sondern auch diverse Krisensitzungen in der Verwaltung von Bausenator Peter Strieder (SPD). Darüber hinaus musste auch Stimmann erfahren haben, dass es für seine Entgleisung Zeugen gab, die auch bereit waren, eidesstattliche Versicherungen abzulegen. Das alles wäre nicht der Rede wert, würde es nicht ein Licht auf die Geisteshaltung von Hans Stimmann werfen. Wer sich entschuldigt, wenn es nicht mehr anders geht, bedauert nicht, sondern bestätigt, was er eigentlich sagen wollte.
Mit dieser Geisteshaltung ist Stimmann aber nicht nur eine Gefahr für die Architektur der sechziger und siebziger Jahre, die er so gerne durch quadratisch, praktisch gute Blöcke ersetzen möchte. Stimmann ist auch eine Gefahr für die SPD.
Umso mehr ist deshalb Peter Strieder gefordert. Einmal in seiner Funktion als Bausenator. Teilt Strieder die Geisteshaltung Stimmanns, Bauten wie die Rathauspassagen abreißen wollen, mit welcher „Wortwahl“ auch immer? Oder distanziert er sich – auch politisch – von seinem Baudirektor? Zum andern muss sich Strieder aber auch als SPD-Landesvorsitzender äußern. Immerhin ist die „Affäre Stimmann“ mit der Rücktrittsforderung der CDU auch zu einem Problem der SPD geworden. Es ist nun also an Strieder zu erklären, ob es mit einer –verspäteten – Entschuldigung wirklich getan ist.
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