Zwischenfall in Unterkunft in Dresden: Wachleute jagen Flüchtling
Wachleute einer Flüchtlingsunterkunft verfolgen, treten und schlagen einen Flüchtling. Das zeigen Fotos und ein Video. Er habe sie provoziert, verteidigen sie sich.
Der Geschäftsführer der Sicherheitsfirma räumte ein, dass „diese Jagd“ nicht hätte stattfinden dürfen. „Das ist absolut schiefgelaufen“, sagte Martin Linnemann am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings seien dem Vorfall Ende Oktober Provokationen und ein Angriff des 23 Jahre alten Flüchtlings vorausgegangen, bei dem ein Wachmann verletzt worden sei.
Im Polizeibericht war damals von einem Handgemenge zwischen Flüchtlingen und dem Wachpersonal mit zwei Verletzten die Rede. Grund sei ein Streit um die Reinigung der Zimmer gewesen.
Nach wie vor liefen dazu Ermittlungen, sagte Polizeisprecher Thomas Geithner am Mittwoch. Es lägen wechselseitige Anzeigen wegen Körperverletzung vor. Die rund 30 Beamten hätten bei dem Einsatz eine „angespannte Stimmung“ zwischen Wachleuten und Bewohnern festgestellt. „Wir haben dann den Kontakt zur Sicherheitsfirma gesucht und einen Personalaustausch angeregt, was die dann auch sofort gemacht haben.“
In dem Fall stehen laut Geithner noch mehrere Vernehmungen an. Sowohl Bewohner der Unterkunft als auch Wachleute müssten noch befragt werden. Nach Angaben Linnemanns wandte sich die Polizei erst nach den Presseveröffentlichungen an seine Firma.
Der Vorfall ereignete sich in einer Erstaufnahmeeinrichtung im früheren Technischen Rathaus der Stadt Dresden, die vom Deutschen Roten Kreuz betreut wird. Ein DRK-Mitarbeiter bezeichnete die Wachleute gegenüber der Zeitung als „sehr forsch auftretend“. In der Unterkunft sind rund 1400 Menschen untergebracht. Die für die Unterbringung zuständige Landesdirektion teilte dem Blatt mit, dass mehrere Vorfälle bekannt seien, „die auf ein Fehlverhalten von Security-Mitarbeitern schließen lassen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Der alte neue Präsident der USA
Trump, der Drachentöter
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Ärzteschaft in Deutschland
Die Götter in Weiß und ihre Lobby