Zwischen Dreamweaver, C++ & Co.: E-commerce-Managerin oder Webdeveloper?
■ Neue Chancen für Frauen in den Neuen Medien? Ja, aber ...
„Neue Medien“ sind hipp und abwechslungsreich, oder? Jedenfalls scheinen sie viele Chancen zu bieten. Zwar sind die ersten Erfolgsstories von hochgelobten Agenturen inzwischen mit einem Insolvenzantrag zu Ende gegangen. Aber seit es bei Aldi „Multimedia-Computer“, Laptops und Digitalkameras „fürs Volk“ gibt, scheint die Beschäftigung mit Video-Animationen und der selbstgemachten Homepage à la „www.Erika-Mustermann.de“ zunehmend zum Volkssport zu werden. Seit dem ist der Markt für Multimedia-Agenturen, -Weiterbildungs- und Jobangebote kaum noch übersehbar.
In einem Vortrag beim Expertinnen-Beratungsnetz (ebn) am Donnerstagabend berichtete Wiebke Hamm, die Geschäftsführerin der Agentur „Abraxas Medien“, dass sie bei einer Internet-Suche zum Thema „Weiterbildung und Multimedia“ allein für Bremen rund 3.300 Einträge gefunden habe. Das heißt nicht, dass es in Bremen 3.300 einzelne Weiterbildungsangbote im Multimedia-Bereich gibt. Aber der Markt sei „wirklich riesig“, so Hamm.
Was für eine Perspektive für all diejenigen, die schon lange keine Lust mehr auf ihren Job haben! Oder die, die wegen ihrer Kinder pausiert haben und jetzt in ihren alten Beruf nicht mehr hineinkommen!
Zum besseren Einstieg in die bunte Multimedia-Welt gab die Praktikerin gleich eine ganze Reihe Tipps und Ratschläge. Vor allem warnte sie vor der Illusion, dass der Einstieg ganz einfach ist. Man müsse sich erst mal gründlich orientieren, um sich zurechtzufinden. Beispielsweise die vielen neuen Berufsbezeichnungen, die sich in den letzten Jahren vermehrt in den Stellenanzeigen tummeln, sind meist eher irreführend als aufklärend. Oder wüssten Sie den Unterschied zwischen einer „OnlineDesignerin“ und einer „Multimedia-Fachkraft Design“? Und was zum Teufel macht eigentlich eine „Customs Relation Managerin“? Die Praktikerin Hamm empfiehlt: „Lassen Sie sich von diesen Titeln keine Angst machen!“ Geschützt sind diese Berufsbezeichnungen übrigens alle nicht: Jede darf sich sofort „Webdesignerin“ nennen.
Schön, was also tun? Sich informieren ist das A und O. Das kann man bei den unterschiedlichen Berufsberatungen, nicht nur beim Arbeitsamt, tun. Bei Weiterbildungseinrichtungen kann man am besten direkt klären, was genau man da eigentlich lernt und unter welchen Bedingungen. Dann weiß man vielleicht auch schon, ob es sich wirklich um die passende Maßnahme handelt. Wiebke Hamm: „Ganz wichtig ist, dass alle ihren eigenen Arbeitsplatz und Rechner haben. In einer Weiterbildung zu zweit am Rechner zu sitzen, is' nich'! Da können Sie gleich wieder gehen. Man muss das alles, die Programme und Funktionen, selbst ausprobiert haben. Sonst lernt man es nicht!“
Außerdem empfiehlt Hamm darauf zu achten, welche Qualifikation die Dozentinnen und Dozenten der Weiterbildung haben. Dazu muss man nicht unbedingt das Fachchinesisch beherrschen. Wichtiger ist rauszufinden, ob die Lehrenden auch selbst noch in der Praxis arbeiten. Denn in dieser schnelllebigen Branche sind auch Dozenten innerhalb kürzester Zeit nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Dinge, was Entwicklungen und neueste Programme angeht. Dagegen hilft nur die ständig neue Praxiserfahrung.
Wer ernsthaft an einem Job in dieser Branche interessiert ist, kümmert sich am besten auch schon vor dem Beginn einer Ausbildung darum. Außerdem kann ein Betriebspraktikum helfen, für sich selbst herauszufinden, was man wirklich will. Denn das ist im Endeffekt das Entscheidende. Wahllos erst mal irgendeine Fortbildung im Multimedia-Bereich zu machen, bringt gar nichts. Ein Schwerpunkt zum Beispiel beim Design oder bei der Programmierung sollte sich auf jeden Fall abzeichnen. Aber nicht nur für die EinsteigerInnen gibt es was zu lernen. Unter dem Motto „Von Profis für Profis“ bietet „bremen multimedial“ Weiterbildungskurse an. Und natürlich findet auch hier jedeR Ratsuchende ein offenes Ohr und geballte Fachkompetenz um letzte Fragen zu klären.
Ulrike Bendrat
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