Zweite Bundesliga: Hertha bleibt oben dran

Die Berliner können doch noch gewinnen: Nach dem 2:0-Sieg gegen Aue rücken sie auf Platz zwei vor. Und zumindest in der zweiten Halbzeit bot das Team eine ansprechende Leistung.

Ab durch die Mitte: Kobiaschwili verwandelt den Elfmeter zum 1:0. Bild: dpa

Wie ein stolzer Vogel hatte sich Hertha aufgeplustert. "Das Spiel ist doch wie gemalt für die Wende", verkündete Manager Michael Preetz vor der Partie gegen Erzgebirge Aue. Vier der letzten fünf Spiele hatten die Berliner verloren; von dem Piepmatz aus Sachsen aber, der sich bis Samstag als Tabellenführer in ungewohnter Höhenluft aufhielt, wollte sich der selbst ernannte erste Aufstiegskandidat nicht schrecken lassen.

Mit einem 2:0-Erfolg vermieden die Hertha-Profis am Sonntagnachmittag zumindest die Blamage, von einem Klub übertrumpft zu werden, der mit weniger als einem Viertel des Berliner Etats wirtschaftet. Ob diese Partie eine Wende eingeläutet hat, bleibt indes abzuwarten. Schon nächsten Samstag, zum Abschluss der Hinrunde, muss Hertha beim Tabellenführer FC Augsburg antreten.

Hertha - Aue: 2:0 (1:0)

Tore: 1:0 Kobiaschwili (37., Foulelfmeter), 2:0 Lasogga (65.)

Zuschauer: 45.892

Für die Nachwelt I: Mit seinem verwandelten Foulelfmeter beendete Lewan Kobiaschwili die 327-minütige Torlosigkeit von Hertha. Der Sieg des Teams war der erste nach insgesamt drei Niederlagen in Folge.

Für die Nachwelt II: Eine Minute vor dem Spielende feierte bei Hertha der 35 Jahre alte Andreas "Zecke" Neuendorf, der eigentlich in der 2. Mannschaft seine Karriere ausklingen lassen wollte, sein Profi-Comeback.

Äußerst mühselig sah die Vorstellung der Hertha in der ersten Halbzeit aus. Ein gerader, simpler Schuss aus elf Metern machte jedoch in der 37. Minute vergessen, was sich zuvor abgespielt hatte. Gästetorwart Martin Männel lag in der rechten Ecke am Boden, der Ball im Netz und die blau-weißen Anhänger sich in den Armen. Lewan Kobiaschwili hatte den Strafstoß sicher verwandelt, den zuvor Adli Lacheb verschuldet hatte, als er den Hertha-Angreifer Pierre-Michel recht plump niederriss. Gästetrainer Rico Schmitt bezeichnete diese Szene als "Knackpunkt" des Spiels. Eine Minute zuvor hatte Ramos noch den Ball aus aussichtsreicher Position nur an den Pfosten gestochert. Ansonsten jedoch hatten die 45.892 Zuschauer bis dahin kaum Großchancen gesehen.

Der Distanzschuss von Raffael in der 7. Minute war knapp am Pfosten vorbeigesaust. Eine scharf getretene Flanke von Nikita Rukavytsya wenig später hatte eine kurzzeitige Verunsicherung in der Defensive der Sachsen verursacht. Aue war es aber in der Folgezeit immer wieder gelungen, sich durch schnelle Gegenstöße vom Druck der Berliner zu befreien. Gefährlich geworden war es für den dritten Hertha-Torwart Sascha Burchert jedoch nie, da Aue seine Angriffe selten zum Abschluss gebracht hatte.

Nach dem Berliner Führungstreffer fielen die Gäste jedoch vor allem durch ihre überharte Zweikampfführung und ihren glänzend haltenden Torwart auf. Und bei Hertha klappten plötzlich die zuvor noch kläglich gescheiterten Kombinationsversuche. Besonders gelungen war das Zusammenspiel in der 65. Minute, als Lasogga frei vor dem Gästetor auftauchte und zum 2:0 erhöhte, nachdem ihn Rukavytsya mit einem schönen Vertikalpass bedient hatte.

Leichtfüßig überbrückten die Berliner das Spielfeld, auf dem sie in der ersten Hälfte noch so lethargisch gewirkt hatten. Voller Überschwang ermunterte jetzt der Brasilianer Ronny das Publikum mit rudernden Armbewegung zu noch lautstärkerer Unterstützung, als gelte es nun mit acht Toren Abstand zu gewinnen. Aber in der Euphorie wurden der letzte Pass nicht mehr genau genug gespielt. Da die Hertha so stark nach vorn drängte, kamen die Auer sogar noch zu ein, zwei Konterchancen.

Die Erleichterung aufseiten der Berliner war nach dem Schlusspfiff sichtlich groß. Markus Babbel lobte sein Team: "Glückwunsch, dass sie diesem Druck standgehalten hat, der sich nach den Niederlagen aufgebaut hat." Zudem hob er zwei Spieler hervor: Seinen Kapitän Andre Mijatovic, der nach langer Verletzungszeit erstmals wieder für Stabilität in der Defensive sorgte, und Torwart Burchert, der vor der Partie als Unsicherheitsfaktor gegolten hatte.

Gerade in den vergangen Tagen war so deutlich wie noch nie spürbar geworden, auf welchem schmalen Grat Hertha diese Saison wandelt. Lediglich das schlechtere Torverhältnis hatte das Team vor der Begegnung gegen Aue von dem anvisierten Aufstiegsplatz getrennt. Und dennoch lösten die jüngsten Niederlagen eine hektische Betriebsamkeit aus: Der freie Tag wurde gestrichen, drei Geheimeinheiten angesetzt, und der 35-jährige Andreas Neuendorf wurde vom Reserveteam in den Profikader beordert, um als Motivator der trägen Mannschaft ein wenig Leben einzuhauchen.

In der 89. Minute wurde er dann auch eingewechselt. Motiviert werden musste zu diesem Zeitpunkt keiner mehr bei Hertha. Vermutlich war dies ein Dankeschön von Trainer Markus Babbel an Neuendorf für seine positiven Einfluss abseits des Spielfeldes. Babbel lobte: "Er hat uns sehr geholfen."

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