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Zwangsarbeit und Blutspenden„Knastware für den Klassenfeind“

DDR-Häftlinge arbeiteten nicht nur für Ikea. Auch Aldi und VW profitierten von der Zwangsarbeit. Für das Bayerische Rote Kreuz mussten die Häftlinge sogar bluten.

In der DDR wurden Häftlinge auch zum Blutspenden gezwungen. Bild: dpa

MAINZ afp/dpa | Nicht nur Ikea, auch Aldi oder Volkswagen haben einem Fernsehbericht zufolge von Zwangsarbeit in der DDR profitiert. Zahlreiche Firmen aus der Bundesrepublik ließen Waren oder Warenbestandteile vor allem während der Ära Honecker in den 70er und 80er Jahren billig in DDR-Betrieben produzieren, die auch Häftlinge beschäftigten, berichtete Report Mainz am Dienstag vorab der Sendung, die am Abend ausgestrahlt werden sollte.

Das ARD-Magazin beruft sich auf eine noch unveröffentlichte Studie der Stasi-Unterlagen-Behörde. Das Politmagazin berichtet zudem, dass Häftlinge in DDR-Gefängnissen auch zum Blutspenden gezwungen wurden, um dem Staat durch den Verkauf der Blutkonserven Devisen zu beschaffen. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) habe diese Spenden über einen Schweizer Zwischenhändler aufgekauft.

Dem ARD-Magazin bestätigte das BRK diesen Bezug von Blutpräparaten in den 80er Jahren. Am Dienstag äußerte sich die BRK-Sprecherin jedoch zunächst nicht dazu. Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen bestätigte indes, dass es in den Haftanstalten Gräfentonna (Thüringen) und Waldheim (Sachsen) zu derartigen Blutspenden gekommen war.

Die Sendung

„Report Mainz", auf ARD, am Dienstag, den 14. Januar 2014, 21.45 Uh.

Der Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, sagte dem Magazin, es seien viel mehr Unternehmen involviert als bislang bekannt: „Das Forschungsprojekt hat gezeigt: Ikea war nur die Spitze des Eisbergs.“ Das Unternehmen aus Schweden hatte im November eingeräumt, dass in der DDR politische Häftlinge und Strafgefangene unter Zwang Möbel für den Konzern fertigen mussten.

Die Untersuchung „Knastware für den Klassenfeind“ des Historikers Tobias Wunschik nennt Report Mainz zufolge zahlreiche Unternehmen aus der Möbelindustrie, Versandhäuser und Warenhäuser, aber auch Unternehmen aus der Auto- und Stahlindustrie, die in den DDR-Betrieben produzieren ließen. Laut Wunschik wurden schätzungsweise mindestens 200 Millionen Mark jährlich mit Waren umgesetzt, die allein auf Häftlingsarbeit beruhten.

Aldi habe demnach über die VEB Esda Thalheim Strumpfhosen bezogen. Hier seien auch weibliche Gefangene des DDR-Frauenzuchthauses Hoheneck zur Zwangsarbeit eingesetzt gewesen. Volkswagen habe im Zuge von Kompensationsgeschäften unter anderem Scheinwerfer und Abdeckklappen vom DDR-Betrieb VEB Kombinat Fahrzeugelektrik Ruhla erhalten.

Auch dort seien Gefangene zur Arbeit gezwungen worden. Beide Unternehmen erklärten gegenüber Report Mainz, den Einsatz von Häftlingen weder gebilligt noch davon gewusst zu haben.

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3 Kommentare

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  • FD
    Führer der Arbeiterklasse

    In der Karl-Liebknecht-Strasse 31/33, wo die Jahn - Behörde sitzt, benannt nach dem Gründungsvorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands, KPD, Karl Liebknecht, ist immer der Klassenfeind schuld.

  • A
    aed

    Na, da staunt man aber wieder mal. Ganz neu:Die DDR als Billiglohnland der BRD. Dafür braucht es nun wieder eine Studie. Einfach nur noch lächerlich. Wo findet denn heute die Billiglohnarbeit statt? Gleich mal eine Studie in Auftrag geben.

     

    Die Westakten der Stasi und des BND/Verfassungsschutz offenlegen. Das wäre mal interessant.

  • L
    Lorenz

    Wer auf der Leipziger Messe den entsprechenden Info-Stand besucht hat, konnte gute Geschäfte machen. Über die 'Produktionsstandorte' wurde nicht gesprochen.

     

    Am schlimmsten jedoch war die hiesige Pharma-Industrie. Die hatte keine Skrupel ihre Experimentierreihen in Arztpraxen und Krankenhäusern der DDR durchführen zu lassen.