Zustimmung für Lissabon-Vertrag unsicher: Union will EU-skeptische Resolution
Unions-Fraktionschef Volker Kauder greift Wünsche der CSU in einem Brief auf. Selbst CDU-Europapolitiker Hans-Gert Pöttering lehnt Resolution zum Lissabon-Vertrag als "Irrweg" ab.

FREIBURG taz | Noch ist die deutsche Zustimmung zum EU-Reformvertrag nicht sicher. Die CDU/CSU-Fraktion hat am Freitag zwar Zustimmung zu den vier Begleitgesetzen signalisiert, die Bundestag und Bundesrat mehr Mitwirkung in der Europapolitik einräumen. Die Union will nun aber im Bundestag zusätzlich noch eine Resolution beschließen, die der SPD gar nicht schmeckt.
Fraktionschef Volker Kauder (CDU) hat in einem Brief an seinen SPD-Kollegen Peter Struck zwei Punkte benannt, die in der Resolution enthalten sein sollen. Besonders umstritten ist der erste Punkt. Die Bundesregierung soll dabei aufgefordert werden, der EU und den anderen EU-Staaten mitzuteilen, dass der Lissabon-Vertrag in Deutschland "nur nach Maßgabe der Gründe" im Urteil des Bundesverfassungsgerichts mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Das wäre zwar kein förmlicher völkerrechtlicher Vorbehalt und hätte nur symbolische Wirkung. Dennoch will die SPD alles vermeiden, was den Eindruck erweckt, als hätte das Verfassungsgericht den Lissabon-Vertrag korrigiert. Tatsächlich hat das Gericht nur versucht, bestimmte - teilweise abwegige - Interpretationen auszuschließen. Selbst Hans-Gert Pöttering (CDU), der frühere Präsident des Europäischen Parlaments, lehnt die von der Union geforderte Resolution als "Irrweg" ab.
Der zweite Punkt in Kauders Schreiben betrifft das Bundesverfassungsgericht. Der Bundestag soll sich vornehmen, nach der Bundestagswahl ein förmliches Verfahren zur Prüfung von EU-Rechtsakten durch das Karlsruher Gericht zu schaffen. Bisher lautete die SPD-Position: "Es bedarf keiner neuen Klagearten im deutschen Recht." Man will wohl die Eigenmächtigkeiten des Bundesverfassungsgerichts nicht legalisieren. Eine Einigung soll bis Mittwoch erfolgen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!