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Zuspitzung der Krise in MosambikAuf abschüssigen Pfaden

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Krise im südostafrikanischen Land: Es ist abgewirtschaftet, Stürme belasten die Menschen zusätzlich. Das Land braucht einen politischen Neuanfang.

Nach dem Tropensturm in Pemba,im Norden von Mosambik Foto: Shafiek Tassiem/reuters

M osambik im Südosten Afrikas macht selten Schlagzeilen. Aber die politische Krise seit den Wahlen vor über zwei Monaten, die sich in Protesten und Repression mit mittlerweile über 130 Toten geäußert hat, treibt jetzt ein großes Land von strategischer Bedeutung in den Abgrund.

Am Montag hat das Verfassungsgericht in der Hauptstadt Maputo den mehr als zweifelhaften Wahlsieg der ehemaligen sozialistischen Befreiungsbewegung Frelimo (Mosambikanische Befreiungsfront) bei den Wahlen vom 9. Oktober bestätigt. Die Straßen von Maputo waren ausgestorben, die Opposition hat zu einer deutlichen Ausweitung ihrer Protestaktionen aufgerufen. Maputo wird an diesem Weihnachtsfest angespannter sein als Damaskus, Angst beherrscht die Stimmung.

Auf explosive Weise vereint Mosambik gleich mehrere Probleme, von denen schon jedes allein eine schier unlösbare Herausforderung darstellt. Die Frelimo hat Mosambik von einem brutalen kolonialen Gewaltregime befreit und dann einen blutigen Bürgerkrieg gewonnen, aber nun hat sie wie auch andere Befreiungsbewegungen der Region abgewirtschaftet und kümmert sich nur noch um den eigenen Machterhalt.

Im Norden des Landes, fast 2.000 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, wüten brutale islamistische Rebellen. Hoffnungen auf einen Wirtschaftsaufschwung dank immenser Erdgasvorkommen vor der Küste schwinden noch vor ihrer Realisierung angesichts der globalen Energiewende. Extremwetterlagen wie zuletzt ein weiterer mörderischer Tropensturm nehmen zu. Für immer mehr Menschen wird ein geregeltes Leben unmöglich.

Das Land bräuchte einen politischen Neuanfang, aber stattdessen treiben alle politischen Lager ihre Konfrontation maximal auf die Spitze. Als das Nachbarland Simbabwe vor einem Vierteljahrhundert derart abglitt, erzeugte das weltweite Empörung. Mosambik betritt nun denselben abschüssigen Weg, aber dem begegnet die Welt mit Indifferenz. Das könnte sich rächen. Die Menschen in Mosambik zahlen den Preis schon jetzt.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • "Hoffnungen auf einen Wirtschaftsaufschwung dank immenser Erdgasvorkommen vor der Küste schwinden noch vor ihrer Realisierung angesichts der globalen Energiewende."

    Echt? "Drill, Baby drill!" bringt nur in den USA dickes Geld? Das sieht man aber bei Total ganz anders: TotalEnergies set to resume US$25B LNG project in Mozambique.

    furtherafrica.com/...ect-in-mozambique/