Zuspitzung der Krise in Mosambik: Auf abschüssigen Pfaden
Krise im südostafrikanischen Land: Es ist abgewirtschaftet, Stürme belasten die Menschen zusätzlich. Das Land braucht einen politischen Neuanfang.
M osambik im Südosten Afrikas macht selten Schlagzeilen. Aber die politische Krise seit den Wahlen vor über zwei Monaten, die sich in Protesten und Repression mit mittlerweile über 130 Toten geäußert hat, treibt jetzt ein großes Land von strategischer Bedeutung in den Abgrund.
Am Montag hat das Verfassungsgericht in der Hauptstadt Maputo den mehr als zweifelhaften Wahlsieg der ehemaligen sozialistischen Befreiungsbewegung Frelimo (Mosambikanische Befreiungsfront) bei den Wahlen vom 9. Oktober bestätigt. Die Straßen von Maputo waren ausgestorben, die Opposition hat zu einer deutlichen Ausweitung ihrer Protestaktionen aufgerufen. Maputo wird an diesem Weihnachtsfest angespannter sein als Damaskus, Angst beherrscht die Stimmung.
Auf explosive Weise vereint Mosambik gleich mehrere Probleme, von denen schon jedes allein eine schier unlösbare Herausforderung darstellt. Die Frelimo hat Mosambik von einem brutalen kolonialen Gewaltregime befreit und dann einen blutigen Bürgerkrieg gewonnen, aber nun hat sie wie auch andere Befreiungsbewegungen der Region abgewirtschaftet und kümmert sich nur noch um den eigenen Machterhalt.
Im Norden des Landes, fast 2.000 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, wüten brutale islamistische Rebellen. Hoffnungen auf einen Wirtschaftsaufschwung dank immenser Erdgasvorkommen vor der Küste schwinden noch vor ihrer Realisierung angesichts der globalen Energiewende. Extremwetterlagen wie zuletzt ein weiterer mörderischer Tropensturm nehmen zu. Für immer mehr Menschen wird ein geregeltes Leben unmöglich.
Das Land bräuchte einen politischen Neuanfang, aber stattdessen treiben alle politischen Lager ihre Konfrontation maximal auf die Spitze. Als das Nachbarland Simbabwe vor einem Vierteljahrhundert derart abglitt, erzeugte das weltweite Empörung. Mosambik betritt nun denselben abschüssigen Weg, aber dem begegnet die Welt mit Indifferenz. Das könnte sich rächen. Die Menschen in Mosambik zahlen den Preis schon jetzt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Grünen nach der Bundestagswahl
„Ja, pff!“
Habecks Rückzug
Quittung für den angepassten Wahlkampf
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
SPD in der Krise
Der schwere Weg zur Groko
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an