Zuschuss für Haushaltshilfen: Eine Frage der Prioritäten
Arbeitsminister Hubertus Heil will legale Haushaltshilfen bezuschussen. Eine gute Idee – so lange nicht nur die Mittelschicht profitiert.
H eute schon geputzt, gekocht, gekümmert? Und geseufzt: Kann das nicht mal jemand anders übernehmen? Ja, das wird möglich sein. Arbeitsminister Hubertus Heil will Familien und Menschen, die Angehörige pflegen, mit einem Gutschein für legale Haushaltshilfen unter die Arme greifen. Und gleichzeitig auch die Schwarzarbeit in diesem Bereich bekämpfen. Die Idee ist gut und zielführender als die bloße Möglichkeit, Haushaltshilfen von der Steuer abzusetzen.
Davon profitieren nämlich vor allem jene, die viele Steuern zahlen und sich auch noch Koch und Gärtnerin leisten können. Doch die meisten Haushaltshilfen tauchen auf keiner Steuererklärung auf. Laut einer OECD-Studie sind schätzungsweise 75 Prozent der Arbeitskräfte, die in diesem Bereich arbeiten, nicht angemeldet.
Wenn mittels eines Gutscheinsystems nun der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in anderen Haushalten Kinder hüten oder Fuböden schrubben, steigt, wäre das sinnvoll. Zumal der Staat in diesem Fall auch von den zusätzlich gezahlten Abgaben profitieren würde.
Es bleibt aber offen, ob tatsächlich alle entlastet werden, die es verdient haben. Wird sich auch die Putzkraft, die tagsüber für andere sauber macht, jemanden leisten können, der ihr Arbeit im Haushalt abnimmt? Wohl kaum. Auch eine Hilfe, für die nur 60 Prozent gezahlt werden können, muss man sich leisten können. Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, arbeiten zwei Drittel der vollzeitbeschäftigten Reinigungskräfte im Niedriglohnsektor und verdienen entlang oder unterhalb der Armutsgrenze.
Diese Menschen besser zu stellen, muss ebenfalls Priorität haben. Durch armutsfeste Mindestlöhne oder zusätzliche staatliche Hilfen wie den geplanten Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger:innen. Der soll übrigens 130 Millionen Euro kosten, der Haushaltshilfenzuschuss rund 400 Millionen. Hier kann die SPD noch an der Prioritätensetzung arbeiten – sonst entpuppt sich der Gutschein für Haushaltshilfen als reine Mittelschichtsprämie.
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