■ Zur Einkehr: Der Bagel
Nach fettigen Fritten, klebriger brauner Brause und Fleischklopsen kommt endlich mal etwas Vernünftiges aus den USA: Der Bagel. Er ist eigentlich ein ganz unspektakuläres Brötchen mit einem Loch in der Mitte. Zwei Argumente sprechen allerdings für ihn: Er ist fett- und cholesterinfrei, außerdem hat er einen fantastischen Eigengeschmack. Die Amis – schon seit längerem auf dem Gesundheitstrip – können diese Backware in Bagel-Imbissen essen. Bei einer US-umfassenden Verbreitung von etwa 1.000 Bagel-Restaurants kann man schon von einer Bagel-Mania sprechen. Jetzt schwappt die Bagel-Welle auch nach Europa.
Wurden bereits in Hamburg und Berlin Bagelshops eingerichtet, kommt jetzt auch in Bremen der Kringel auf den Tisch. Während im Litfass der herkömmliche Bagel nur als kalorienarmer Brötchenersatz geliefert wird, ist er im St.-Pauli-Eck der Renner. Für 5,50 Mark wird er wahlweise mit Lachs, Pute oder vegetarisch belegt. Natürlich darf die italienische Variante „Tomaten-Mozzarella“ nicht fehlen, das ist allerdings eine typisch deutsche Idee für die Toskana-Fraktion. Auch das La Paloma an der Schlachte bietet Bagels als Snack oder Suppenstipper an, für zwei Mark können sie tiefgefroren auch mitgenommen werden.
Das Rezept ist denkbar simpel: Ein Teig aus Wasser, Hefe, Mehl und Malz wird angerührt und kurz vor dem Backen in siedendes Wasser getaucht. Dieses Prozedere macht den besonderen Geschmack eines Bagels aus. Je nach Geschmacksrichtung, für Süße mit Zimt und Rosinen, für Kernige mit Sesam, Mohn, Zwiebeln oder „natural“, werden die Bagels dann belegt. Ganz klassisch ist die Variante Zimt-Bagel mit Creamcheese (Frischkäse).
Ursprünglich kommt der Bagel aus Osteuropa, jüdische Emigranten siedelten in die neue Welt und hatten die Rezeptur im Gepäck. Trotzdem etablierte sich der Bagel erst in den letzten Jahren.
Und weil der korrekte Umgang mit Messer und Gabel den Amis so schwer fällt, essen sie den Bagel mit den Fingern. Diesen infantilen Eßstil guckten sich die Bagelmacher bei den Fastfoodketten ab. Ist ja auch praktisch, Fingerfood braucht kein Besteck und Geschirr, lediglich Servietten werden benötigt. Logischerweise gibt es Bagels auch als Take-Away, leider nur in den USA. In Bremen wird es wohl noch dauern, bis das erste Bagel-Restaurant eröffnet, und die Bremer Bäckereien scheinen von den Vorzügen des amerikanischen Lochbrötchens noch nichts gehört zu haben. Schade eigentlich!
Maren Britt-Dahlke
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