Zum Tode Verurteilter in den USA: Hinrichtung mit Videoaufzeichnung
Wenn die Giftspritze gesetzt wird soll eine Kamera laufen: So fordert es der Mörder Russell Bucklew. Damit alles dokumentiert wird – auch mögliche Fehler.
![](https://taz.de/picture/110069/14/hinrichtung_missouri.jpg)
WASHINGTON afp | Nach der schweren Panne bei einer Hinrichtung im US-Bundesstaat Oklahoma verlangt ein Todeskandidat in Missouri, dass seine Exekution gefilmt wird. Die Anwälte des verurteilten Mörders Russell Bucklew, der am Mittwoch in Bonne Terre mit der Giftspritze hingerichtet werden soll, beantragten die Aufzeichnung der Hinrichtung am Freitag vor Gericht. Sie verlangen unter anderem genaue Informationen über den Giftcocktail, der bei der Hinrichtung zum Einsatz kommen soll. Die Behörden in Missouri weigern sich bislang, Einzelheiten zu der Giftmischung zu veröffentlichen.
Außerdem machen die Anwälte geltend, dass Bucklew unter seltenen Gefäßtumoren im Kopf und im Hals sowie unter Kreislaufstörungen leidet. Ein Arzt, der Bucklew am Montag untersucht hatte, kam in einem Gutachten zu dem Schluss, dass Bucklew deswegen bei der Hinrichtung ersticken könnte. Nach Einschätzung seiner Anwälte wäre das Verstoß gegen die US-Verfassung, die eine „grausame und ungewöhnliche Bestrafung“ verbietet.
Bucklews Hinrichtung wäre die erste Vollstreckung der Todesstrafe in den USA seit der schweren Panne bei einer Exekution in Oklahoma. In dem Bundesstaat war die Hinrichtung eines Todeskandidaten Ende April nach wenigen Minuten abgebrochen worden, weil es Probleme mit der Giftinjektion gab. Der Mann wand sich anschließend im Todeskampf vor Schmerzen. Erst 43 Minuten nach Verabreichung der nicht erprobten Giftmischung erlitt er einen tödlichen Herzinfarkt. Der Vorfall hatte in den USA die Debatte über die Todesstrafe neu entfacht. Oklahoma setzte alle Hinrichtungen für ein halbes Jahr aus.
Die US-Strafvollzugsbehörden haben seit längerem Nachschubprobleme bei den Mitteln für die Giftspritzen, da sich die europäischen Hersteller der lange verwendeten Substanzen weigern, diese weiter für Hinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Mehrere US-Bundesstaaten haben daher neue und nicht erprobte Giftmischungen von nicht bundesweit zertifizierten Herstellern ausprobiert. Am Donnerstag hatten bereits mehrere US-Medien Klage eingereicht, um genaue Informationen über den Giftcocktail zu erhalten, der bei Bucklews Hinrichtung zum Einsatz kommen soll.
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