Zum Tod von Lee Evans: Schwarz und stolz
Lee Evans war einer der besten 400-Meter-Läufer der Sportgeschichte und politischer Aktivist. Nun ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.
Schon wacklige Schwarz-Weiß-Videos zeigen, dass Lee Evans zu den allergrößten 400-Meter-Läufern der Geschichte gehörte. Sein Weltrekord von 43,86 Sekunden, den er 1968 in Mexiko aufgestellt hatte, hielt 20 Jahre lang.
Evans gehörte auch ganz maßgeblich zu der Gruppe von schwarzen US-Sportlern, die die Olympischen Spiele 1968 zum Protest gegen Rassismus nutzten.
Schon bei der Gründung des Olympic Project for Human Rights im Jahr 1967 war Lee Evans dabei. Und nach seinem Olympiasieg reckte er auch die Faust. Dass sein Bild nicht so berühmt wurde wie das der 200-Meter-Läufer Smith und Carlos lag vielleicht auch daran, dass er darauf so herzlich gelacht hat. Evans hatte dabei so viel Spaß wie bei seinem Weltrekord.
Geboren wurde Evans 1947 in Kalifornien, seine Eltern waren Baumwollpflücker. Durch ein Stipendium kam er auf die San José State University. Mit dem Soziologen Harry Edwards und etlichen Weltklasseathleten sprach er über einen Olympiaboykott. Als sie doch nach Mexiko reisten, vereinbarten sie Aktionen. Evans hatte seine Siegerehrung zwei Tage nach Smith und Carlos.
„Die Sache der sozialen Gerechtigkeit“
Er wirkte nicht ganz so militant, weswegen es Kritik gab. Aber an seinem Mut, für seine Haltung einzustehen, hat Lee Evans nie einen Zweifel gelassen. „Der Sieg hatte mit dem zu tun, was mir wichtig war“, erklärte Evans später, „Schwarzer Stolz und die Sache der sozialen Gerechtigkeit.“
Später arbeitete Evans als Trainer oft in verschiedenen afrikanischen Ländern. Am 19. Mai starb Lee Evans in einem Krankenhaus in Lagos, Nigeria, an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde 74 Jahre alt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation