Zukunfts-Auto für Stadtpendler: Ein Auto zum Mitnehmen
Auf der Genfer Autoschau stellt die Firma Rinspeed ein kleines Stadtauto vor. Mit Joystick statt Lenkrad gesteuert, fährt es zu 120 KM/h und soll auch in die Bahn passen. Die ist nicht begeistert.
Das Auto zum Mitnehmen - auf der Genfer Autoschau wurde es vorgestellt. Der "UC?" ist ein kugelrundes Auto von niedlichen 2,60 Metern Länge. Nach der Vision seiner Schöpfer, der Firma Rinspeed, kann man das handliche Gefährt nicht nur auf der Straße fahren, sondern gleich mit in den Zug nehmen.
Dafür müssten allerdings noch spezielle Parkabteile in die Waggons eingebaut werden. Der Vorteil: Der Akku des Elektroautos könnte in einer Extra-Vorrichtung während der Reise aufgeladen werden. Nach fünf Stunden ist es wieder voll einsatzbereit mit einer Reichweite von 105 Kilometern. Mit 41 PS schafft es nach Angaben der Hersteller bis zu 120 Stundenkilometer.
Der "UC?" - die Abkürzung bedeutet "Urban Commuter", zu Deutsch: Stadtpendler - soll also ungemein praktisch und umweltfreundlich sein. Nebenbei sieht er ziemlich skurril aus. Die Innenausstattung wirkt so futuristisch, wie eine Jules-Verne-Verfilmung aus den 70er Jahren: Statt eines Lenkrads gibt es einen Joystick, rote, grüne, blaue Knöpfe und Lämpchen sind kreisförmig darüber angeordnet. Um den Ladeeingang, alias den Tankdeckel, blinkt eine Batterieanzeige rot, gelb oder grün.
Ob das originelle Modell Zukunft hat, ist aber eher fraglich. Firmeninhaber Frank Rinderknecht stellt seit 30 Jahren seine spektakulären Designautos auf der Genfer Automesse aus. In Serie gegangen ist noch keines davon. "Wir haben aber Komponenten aus den Autos verkauft. Der "UC?" wäre das erste Auto, das wir auf die Straße bringen", so der Schweizer Unternehmer. Vor zwei Jahren hatte sich Rinderknecht von James Bond dazu inspirieren lassen, ein U-Boot-Auto zu bauen, den "Squba". Ein Jahr später stellte er einen Wagen vor, der seine Form verändern konnte, je nachdem, wie viele Mitfahrer reinpassen sollten.
Im Gegensatz zur extravaganten Karrosserie des tauchenden Amphibienwagens erinnert der "UC?" eher an einen zu kurz geratenen Smart.
Entsprechend sind die Reaktionen der Messebesucher, sagt Rinderknecht: "Man ist ein wenig erstaunt, dass wir sowas Braves bringen, normalerweise können unsere Autos ja tauchen." Vielleicht verhilft diese neue Zurückhaltung dem "UC?" doch noch auf die Straße. Rinderknecht sagte der taz, er habe bereits Gespräche mit namhaften Interessenten "in Ost und West, vor allem im europäsichen Osten" geführt.
Auch mit diversen Bahngesellschaften, darunter die Deutsche und die Schweizer Bahn, habe er geredet. Die seien allerdings nicht sonderlich begeistert, gibt Rinderknecht an. "Im Moment zeigen sie sich weniger offen, die haben gerade eigene Probleme. Außerdem zeichnet sich die Bahn ja nicht gerade durch ihre Innovationskraft aus." Und das kann einer wie Rinderknecht nun wirklich nicht verstehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Scholz zu Besuch bei Ford
Gas geben für den Wahlkampf