Zukunft von Malaysia Airlines: Zwei Dramen in vier Monaten
Nach dem Abturz von MH 17: Experten zweifeln, ob die Unglücksfluglinie den Verlust von zwei Boeing 777 in so kurzer Zeit überstehen wird.
Berlin taz | Die Tragödie der 298 toten Passagiere der Malaysia Airlines-Maschine MH 17 ist auch die Tragödie der asiatischen Fluglinie. Malaysia mit 19.000 Mitarbeitern gilt in der Branche ohnehin als schwer angeschlagen. Das hat mit dem harten Konkurrenzkampf der Branche in der Region zu tun – aber auch mit dem Zufall.
Der wollte es so, dass die Fluglinie nun den zweiten Totalverlust binnen vier Monaten verkraften muss. Im März war bereits eine Maschine der Airline mit 239 Menschen am Bord spurlos über dem asiatischen Luftraum verschwunden. Es war, wie die MH 17, auch eine Boeing 777. Zwei dieser Dramen in einem Jahr werde Malaysian nicht verkraften, fürchten Luftfahrtexperten.
„In der Geschichte der Luftfahrt ist das einzigartig“, sagt Mohsin Aziz, Luftfahrtexperte der Maybank, zum britischen Guardian. „Egal wer schuld ist“, betont Aziz, „dem Kunden ist das gleichgültig. Er will einfach nicht mehr mit Malaysia Airlines fliegen“. Viele Fluggäste würden sich zudem fragen, wieso Malaysia – anders als Cathay Pacific oder Qantas – weiter über das umkämpfte Gebiet im Osten der Ukraine geflogen sei. Angeblich sei der Luftraum von den Behörden nicht gesperrt gewesen, verteidigte sich Malaysia Airlines.
Die Fragen der Kunden, ob es sicher ist, mit Malaysia Airlines zu fliegen, werden bleiben. Laut Branchenverband International Air Transport Association sind zwischen 2009 und 2013 im Schnitt 517 Tote im weltweiten Flugverkehr zu beklagen gewesen. Nun hat Malaysian allein diese Zahl in wenigen Monaten überschritten.
Aktienkurs stürzt ab
Der malaysische Transportminister beantwortete am Freitag in Kuala Lumpur Anfragen zur Zukunft der staatlichen Airline nicht. Gleichzeitig stürzte der Aktienkurs des Unternehmens um 11 Prozent ab, insgesamt hat er damit seit dem Verlust der MH 370 über dem indischen Ozean im März 35 Prozent MK:verloren.
Damals hatte es bereits zahlreiche Stornierungen als Reaktion auf das spurlose Verschwinden von Flug MH-370 gegeben, der mit 15 Millionen Passagieren jährlich regional bedeutsame Carrier rutschte weiter in die Verlustzone. Allein die wichtigen China-Umsätze brachen im März um 60 Prozent ein, über 150 der 239 Toten waren aus dem Land gekommen. Bis heute ist die Ursache des Unglücks ungeklärt. Die Informationspolitik der Behörden und der Airline war damals von Betroffenen damals stark kritisiert worden.
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