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Zukunft des Tennis-BusinessDie Mischung soll’s machen

Das Mixed im Tennis soll aufgewertet werden. Bei den US Open wird es neue Regeln geben – und mehr Preisgeld.

Jubel vor überschaubar gefüllten Rängen: Sara Errani und Andrea Vavassori aus Italien feiern ihren US-Open-Sieg im September 2024 Foto: Imago/Xinhua

Bis zum nächsten Grand-Slam-Tur­nier, den US Open in New York, ist es noch eine Weile hin, es beginnt erst im Herbst, am 24. August. In Teilen der Tennisszene wird aber bereits schon jetzt über die Veranstaltung debattiert, bei der es ein paar Neuerungen geben wird. Bei den Einzelwettbewerben, denen bei großen Tennisturnieren die meiste Beachtung geschenkt wird, ändert sich nichts. Dafür um so mehr beim ewigen Mauerblümchen der Auf­merk­samkeits­ökonomie im Tennis, dem Mixed. Das findet bislang derart wenig Beachtung, dass es Turnierbesuchern und Fernsehzuschauern wahrscheinlich kaum auffiele, wenn diese Spielart des Doppels gar nicht zu sehen wäre.

Die Veranstalter der US Open wollen den Mixed-Wettbewerb deswegen neu erfinden und attraktiver machen. Sicherlich nicht nur wegen sentimentaler Gefühle für die Disziplin Mixed, sondern weil man in dieser auch kommerzielles Potenzial sieht. Die US Open sind eine Cashcow, 2023 wurden mit ihr mehr als 250 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet. Macht man aus dem Mixed-Turnier, das bisher als unwichtiger Spaß nebenbei angesehen wurde, eine glamouröse Showveranstaltung, sind vielleicht noch ein paar Extramillionen drin. Aber bei manchen Spielern und Spielerinnen kommen die Pläne genau deswegen nicht gut an.

Bislang läuft es bei den großen Majors so, dass zwei Wochen lang die besten Tennispieler und -spielerinnen gegeneinander antreten, um am Ende zwei von aller Welt gefeierte Sieger zu krönen. Dass in dieser Zeit parallel noch Doppel- und Mixed-Turniere auf irgendwelchen Nebenplätzen stattfinden, geht weitgehend unter. Die großen Stars der Branche müssen mit ihren Kräften haushalten, konzentrieren sich auf ihre Einzel und ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. Bei den Doppeln und Mixed hingegen spielen meist vergleichsweise unbekannte Spezialisten gegeneinander – oder ehemalige Topspieler, die im Einzel nicht mehr konkurrenzfähig sind.

Bei den Australian Open erhielten Siegerin und Sieger je 3,5 Millionen Dollar. Das beste Mixed-Duo musste sich 175.000 Dollar teilen.

Obwohl etwa bei Olympia in den vergangenen Jahren immer mehr Mixed-Gender-Wettbewerbe eingeführt wurden, gilt im Tennis das Mixed als unbedeutendste Disziplin. Beim ersten Grand-Slam-Turnier des laufenden Jahres, den Australian Open, bekamen die Siegerin und der Sieger in den Einzel-Wettbewerben jeweils einen Scheck von 3,5 Millionen Dollar überreicht. Das Gewinnerteam im Mixed musste die 175.000 Dollar, die es sich erspielt hatte, auch noch teilen. Das sagt viel über den Stellenwert aus.

Eine der Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Mixed-Wettbewerbs bei den nächsten US Open ist deswegen die Erhöhung der Preisgelder, die Siegerpaarung bekommt nun 1 Million Dollar statt den bisherigen 200.000 Dollar. Die höheren Prämien sind aber nur ein kleiner Teil der Runderneuerung. Hinzu kommt, dass der Zeitplan völlig anders sein wird als bisher. Der Mixed-Wettbewerb wird nicht mehr wie bisher während der zwei regulären Turnierwochen ausgetragen, sondern bereits eine Woche vorher, komprimiert an zwei Tagen. Statt 32 Mixed-Doppel werden nur noch 16 gegeneinander antreten. Sätze gehen nur bis vier, statt den im Tennis üblichen sechs Spielen, die Vorteilsregel bei den Spielen entfällt, den dritten Satz entscheidet ein Matchtiebreak.

Die Stars sollen in die Mixed-Wettbewerbe gezogen werden

Die Tennispartien sollen auf diese Weise möglichst kurz gehalten werden. Und an die Stars der Branche das Signal gesendet werden, dass es fortan weniger aufwendig, dafür um so lukrativer sein kann, sich im Mixed auszuprobieren, bevor es dann weitergeht mit den Einzeln.

Die Hoffnung der Veranstalter ist, dass es bei den nächsten US Open nicht so läuft wie zuletzt bei den Australian Open, wo im Mixed eine gewisse Olivia Gadecki gemeinsam mit ihrem Tennispartner, einem gewissen John Peers, gewonnen hat. Außerhalb ihrer Heimat Australien kennt die beiden kaum jemand, sie ist knapp in der Top 100 der Einzelweltrangliste, er taucht da gar nicht auf. Echte Star-Power sieht anders aus.

Deswegen werden als weitere Neuerung bei den nächsten US Open acht der Teilnehmenden beim Mixed aufgrund aktueller Platzierungen in der Einzelweltrangliste ausgewählt, an acht weitere werden Wildcards verteilt. Wahrscheinlich träumen die Veranstalter schon davon, beim nächsten Mixed-Turnier im Finale Paarungen wie Iga Swiatek/Jannik Sin­ger gegen Coco ­Gauff/Stafanos Tsitsipas präsentieren zu können.

Zu den Leidtragenden dieser Änderungen könnten ausgerechnet diejenigen werden, für die die Disziplin Mixed bislang von Bedeutung war – anders als bei den Einzel-Topspielern auch finanziell. Von der deutschen Spielerin Laura Siegemund etwa kommt Kritik. Die hat es bei Grand Slams im Einzel noch nie besonders weit gebracht, kann aber bereits zwei Grand-Slam-Titel im Mixed vorweisen. Ein echter internationaler Star ist sie deswegen nicht und in der Weltrangliste steht sie nur knapp unter den ersten 100 besten Spielerinnen. Es kann also gut sein, dass die ausgewiesene Doppel- und Mixed-Spezialistin, die ihre Partner und Partnerinnen auf dem Platz mit ihrer Energie mitreißt und spektakuläre Volleys spielen kann, bei den nächsten US Open gar nicht erst antreten darf im Mixed.

Dann wäre dort zwar dafür gesorgt, dass die Show stimmt. Aber ein paar der besten Spieler und Spielerinnen im Mixed fehlten einfach.

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1 Kommentar

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  • Ob man jetzt das Mixed braucht oder nicht ist eher zweitrangig. Entscheidend ist eher ein gewisser Versuchsballon, die Matches zu verkürzen. Das Publikum steht ein Spiel von mehr als einer Stunde kaum noch durch. Wegen der verschlechterten Ballqualität stehen die Bälle ein Profimatch der Männer auch nicht mehr durch. Und dann wäre da noch die aufkommende Konkurrenz durch Paddle.