Zugangsregeln in Berliner Freibädern: Baden ist nicht ganz einfach
Wer in diesem Sommer in Berlins Freibädern baden will, muss den Ausweis vorzeigen und sein Ticket online kaufen. Eine Initiative stellt sich dagegen.
![Das Bild zeigt ein Schwimmbadbecken von oben. Einige Menschen schwimmen im Wasser. Das Bild zeigt ein Schwimmbadbecken von oben. Einige Menschen schwimmen im Wasser.](https://taz.de/picture/7181443/14/36067921-1.jpeg)
Drei Männer in Security-Kleidung stehen am Dienstagmittag am Einlass und versuchen den Wartenden Orientierung zu geben: „Onlinetickets hier entlang“, rufen sie oder: „Ausweise bereithalten!“ Etwas abseits haben einige den Blick konzentriert auf ihren Handybildschirm gerichtet. Sie klicken sich durch den Online-Shop der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), ungefähr drei Minuten dauert der Bezahlvorgang für Geübte. Als Bezahlmittel werden nur Kreditkarten oder PayPal akzeptiert.
Manche der Wartenden sind sichtlich genervt, müssen von einer Schlange in die andere wechseln. Doch das System funktioniert einigermaßen: Kaum jemand muss länger als fünf Minuten anstehen.
Im vergangenen Sommer waren nach verschiedenen Gewaltvorfällen die Sicherheitsmaßnahmen in allen Berliner Sommerbädern verschärft worden. Seitdem gilt, dass man beim Betreten einen Lichtbildausweis vorlegen muss. In vier Sommerbädern, darunter Columbia- und Prinzenbad, gibt es zudem Videokameras.
Zutritt nur mit Online-Tickets
Seit diesem Sommer haben außerdem die Kassen in den Sommerbädern Am Insulaner, Humboldthain, Kreuzberg, Neukölln und Pankow ab 10 Uhr geschlossen. Alle „normalen“ Besucher*innen, die später schwimmen gehen wollen, brauchen ein Onlineticket. Die Maßnahme soll verhindern, dass sich an Hitzetagen vor den Bädern lange Schlangen bilden, in denen sich Wartende schon ärgern, bevor sie das Schwimmbad überhaupt betreten.
Während die BBB im Juli eine positive Zwischenbilanz der neuen Maßnahmen zogen, bildet sich an anderer Stelle Widerstand. Die Initiative „Freibad einfach für alle“ fordert ein Ende der Maßnahmen und kritisiert, dass in Berlin zunehmend niedrigschwellige Freizeitangebote abgebaut würden. „Der Besuch im Freibad muss einfach und unkompliziert für alle bleiben“ fordern die Initiator*innen in einer Onlinepetition gegen die Regeln der BBB. Rund 1.300 Unterstützer*innen haben bislang unterschrieben.
Die neuen Regeln seien unzumutbar, heißt es von den Initiator*innen. Vor allem Kinder, Jugendliche, ältere und arme Berliner*innen würden benachteiligt, denn ohne Kreditkarte oder Paypal-Konto, ohne Smartphone seien sie vom Schwimmbadbesuch ausgeschlossen. Menschen ohne EU-Pass müssten zudem wichtige Dokumente wie ihre Aufenthaltsgenehmigung mit ins Schwimmbad nehmen.
Ob die Berliner Bäder-Betriebe die Sicherheitsmaßnahmen im kommenden Jahr verändern werden, ist offen. Eine Sprecherin sagte der taz am Dienstag, dass die Auswertung der Besucherzahlen sowie der Maßnahmen und Erfahrungen nach Ende der Sommersaison erfolgen würde. Erst dann würden gegebenenfalls auch Anpassungen geprüft.
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