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Zollchaos der USATrumps schnelle Rolle rückwärts

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Die Reaktion der Finanzmärkte ließ Trump bei den Zöllen vorläufig einknicken. Die EU steht nach wie vor im Visier seiner aggressiven Handelspolitik.

Trumps Zoll-Deal: Mexikanische Nationalgardisten sollen die Kontrollen an der Grenze des Landes zu den USA verstärken Foto: Martin Zetina/ap/dpa

D onald Trumps Rolle rückwärts kam schnell. Am Wochenende hatte der neue US-Präsident 25-prozentige Zölle auf fast alle Waren aus Kanada und Mexiko beschlossen. Gleich am Montag setzte er sie – zunächst temporär – wieder aus.

Dass er dafür von seinen Amts­kol­le­g*in­nen Claudia Sheinbaum in Mexiko und Justin Trudeau in Kanada Zusagen im Kampf gegen den Drogenschmuggel bekommen hat, dürfte da weniger eine Rolle gespielt haben. Wichtiger dürfte die Reaktion der Finanzmärkte gewesen sein.

Die Opioidkrise ist in den USA in der Tat ein Problem. Trump schiebt sie aber als Argument im Handelsstreit vor. Sonst hätte er nicht auch Kanada mit Zöllen gedroht, das im Gegensatz zu Mexiko nicht gerade als ein Drogenlieferant für die USA bekannt ist. Es geht Trump auch nicht darum, die Probleme der Bevölkerung zu lösen, sondern darum, möglichst gute Deals für seine Buddys, seine Freunde unter den US-Firmen im Club der Milliardäre, herauszuschlagen.

Zölle treffen vor allem die einfache US-Bevölkerung, weil sie die Inflation wieder anheizen und das alltägliche Leben teurer machen. Das nimmt Trump auch in Kauf. Die Zölle könnten „schmerzhaft“ werden, kündigte er noch am Wochenende an. „Aber wir werden Amerika wieder groß machen und das wird den Preis wert sein, der dafür gezahlt werden muss.“

Was er allerdings offensichtlich falsch eingeschätzt hatte, war die Reaktion der Finanzmärkte. Investoren verkauften aus Angst vor einem Handelskrieg Aktien, der Dow-Jones-Index und insbesondere der auf Tech-Konzerne spezialisierte Nasdaq-Index gaben nach. Die Kurse der von Trump und seinen Anhängern gehypten Kryptowährungen brachen ein. Das ist der Grund, warum sich Trump gegenüber Mexiko und Kanada kompromissbereit zeigte.

EU, USA und China haben viel zu verlieren

Schwieriger wird es in Bezug auf China. Das Land ist der eigentliche Rivale der USA im wirtschaftlichen und geopolitischen Wettstreit. Und China ist längst nicht so abhängig von den USA wie Kanada oder Mexiko. Ob sich dieser Konflikt bald lösen lässt, ist also fraglich. Gleichzeitig ist Europa ein weiteres Ziel von Trumps aggressiver Handelspolitik. Bisher hat er nur mit neuen Zöllen auf Produkte aus der EU gedroht. Macht er Ernst, könnte das besonders deutsche Unternehmen treffen.

Denn die USA sind der wichtigste Markt für Waren „Made in Germany“. Allerdings machen hiesige Konzerne auch in China gerne Geschäfte – selbst wenn die Volksrepublik immer mehr zum Konkurrenten statt Abnehmer wird. So steht für diese im Handelsstreit zwischen den drei Wirtschaftsblöcken besonders viel auf dem Spiel.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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7 Kommentare

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  • Kann dem Mann mal einer erklären, dass US-Autos für den US-Markt entwickelt werden? Und nicht für Europa. Dafür sind schlicht unsere Parklücken zu klein - und werden für die US-Karren nicht unsere Straßenbauordnung so umbauen, dass dann 20% aller Parkplätze schlicht weg fallen. Und das ist noch ein einfaches Detail. Und wir haben viele Jahre lang OPEL-Karossen gekauft. Das waren amerikanische Autos, die in Deutschland gefertigt wurden.



    So wie BMW Autos in den USA in Spartanburg, NC zusammenbaut.



    Sein Gerede ist also nur der Dumpf-Talk für seine Jubel-Conventions.



    BTW & etwas off-topic: Wenn Trump sagt, der Gaza sein unbewohnbar, dann gehe ich jede Wette ein, dass israelische ultra-orthodoxe Siedler das komplett anders sehen....Beweis? Netanjahu sitzt daneben und strahlt wie ein Honigkuchenpferd...

  • "Die Europäer....kaufen unsere Autos nicht!"



    " Weil eure Karren Scheisse sind, Donnie! "



    Das würde ich dem Orange Putan gerne mal ins Gesicht...sagen.

  • www.iwd.de/artikel...er-partner-634916/

    Würde weniger in die USA verkauft, dürfte auch weniger eingekauft werden. Die Einschätzung, Trump bedanke sich letztlich nur bei seiner Wählerschaft mit höherer Inflation, wäre nicht von der Hand zu weisen ...

  • Oh, sind die Finanzmärkte mal Träger der Vernunft und bremsen den Verrückten aus - und nicht das Kasino der globalen Raubtier-Kapitalisten?

  • Wir können die zwei bekannten Burgerketten verbannen oder mit sehr hohen "Strafzöllen" versehen und damit Krankenkassenbeiträge senken. Leider sind die nur bei Asylsuchenden extrem kreativ.

    • @BierzeltLeitkultur:

      Die beziehen ihr Rindfleisch aus Deutschland. Und das Personal auch. Wen wollen Sie damit treffen?

      • @Gorres:

        Und selbst die dann nötige Abnehm-Spritze ist dänisch-europäisch....



        Aber es ist ein Fehler, Sarkastische Ideen im realen Detail zu Ende denken zu wollen...