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Zölle der USAGericht bremst Trump aus

Das US-Handelsgericht hatte einen Großteil der von Donald Trump verhängten Zölle aufgehoben. Nun hat ein Berufungsgericht das Urteil jedoch vorerst ausgesetzt.

„Selbst wenn wir verlieren, werden wir einen anderen Weg finden“, sagt Trumps Handelsberater Peter Navarro Foto: Evan Vucci/ap/dpa

Washington taz | Weniger als 24 Stunden nachdem ein New Yorker Gericht nahezu alle von US-Präsident Donald Trump auferlegten Zölle blockiert hatte, sind diese wieder zurück. Ein Berufungsgericht entschied am Donnerstag per Schnellverfahren, dass das erste Urteil noch nicht rechtskräftig sei und die Zölle deshalb vorerst weiterhin Bestand haben dürfen.

Das vom US-amerikanischen Gerichtshof für internationalen Handel verkündete Urteil sei „bis auf Weiteres vorübergehend ausgesetzt, solange die Anträge geprüft werden“, erklärte das Berufungsgericht in seiner Verfügung.

Die Aussetzung des ersten Urteils wurde im Weißen Haus mit Erleichterung hingenommen. Die Trump-Regierung hat dadurch etwas mehr Zeit gewonnen, um die nächsten Schritte im Zollrechtsstreit zu planen. Regierungs-Mitglieder geben sich zuversichtlich. Sie erklärten, dass es auch im Falle einer Niederlage vor Gericht Optionen gäbe, um die Zölle aufrechtzuerhalten.

„Selbst wenn wir verlieren, werden wir einen anderen Weg finden“, sagte Trumps Handelsberater Peter Navarro am Donnerstagnachmittag gegenüber Journalisten.

Kläger bleiben zuversichtlich

Die Kläger im Fall, das sind zwölf US-Bundesstaaten sowie mehrere amerikanische Kleinunternehmen, haben nun eine Woche Zeit, um auf den Antrag der Regierung zu reagieren. Diese fordert, dass das Urteil vom Mittwoch während des gesamten Berufungsverfahrens ausgesetzt wird.

Ein Anwalt für die Kläger bezeichnete die Entscheidung als einen ganz normalen Verfahrensschritt. „Wir sind zuversichtlich, dass das Berufungsgericht den Antrag der Regierung letztlich ablehnen wird, da es den irreparablen Schaden anerkennt, den diese Zölle unseren Mandanten zufügen“, sagte Anwalt Jeffrey Schwab, der die Unternehmen im Rechtsstreit vertritt, in einer Erklärung.

Die Gerichtsentscheidung vom Mittwoch hatte die von Trump im vergangenen Monat präsentierten reziproken Zölle auf Importe aus nahezu allen Ländern der Welt geblockt. Die Richter entschieden, dass sich Trump nicht auf das IEEPA-Notstandsgesetz aus den 1970er-Jahren berufen dürfe.

„Die weltweiten und reziproken Zollverordnungen gehen über jede dem Präsidenten durch das IEEPA eingeräumte Befugnis hinaus“, hieß es in der schriftlichen Entscheidung des Gerichts.

Pressesprecherin wetterte gegen die Richter

Mit dem Urteil wurde der Basiszoll von 10 Prozent, sowie alle anderen reziproken Zölle außer Kraft gesetzt. Auch andere Zollauflagen, wie die auf Importe aus China (10 Prozent), Kanada und Mexiko (jeweils 25 Prozent), um den Drogenfluss in die USA zu bekämpften, wurden durch das Urteil eliminiert.

Die einstweilige Verfügung macht dies nun wieder rückgängig, zumindest vorübergehend. Weitere US-Zölle, die auf einer anderen rechtlichen Grundlage beruhen, wie die Abgaben auf Stahl- und Aluminiumimporte oder ausländische Fahrzeuge, waren vom Urteil nicht betroffen.

Die Trump-Regierung hatte das Urteil vom Mittwoch heftig kritisiert. Aus Regierungskreisen war von einem „Justizputsch“ die Rede. Auch wurde den Richtern Befangenheit und Machtmissbrauch vorgeworfen.

„Diese Richter drohen die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten auf der Weltbühne zu untergraben. […] Der Supreme Court muss dem ein Ende setzen“, sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, am Donnerstag.

Die Aussetzung des ersten Urteils und die daraus resultierende Aufrechterhaltung der Trump-Zölle ereignete sich nur kurz, nachdem ein weiteres Gericht gegen die Zollpolitik der Regierung urteilte. Ein Gericht in Illinois entschied, dass die Regierung vorläufig keine Abgaben von zwei heimischen Spielzeugimporteuren verlangen darf. Grund für das Urteil war ebenfalls das IEEPA-Gesetz, welches das Gericht als unrechtmäßig ansah.

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5 Kommentare

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  • Fakt ist : Die Richter haben die Glaubwürdigkeit der USA auf der Weltbühne wiederhergestellt, nicht untergraben. Die USA sind WTO-Mitglied. Es gibt Regeln, die nur international nicht durchgreifen, weil die USA auch unter Biden (!) schon die Richterstelle nicht neu besetzt haben.



    taz.de/Welthandels...er-Krise/!5747076/



    Deshalb kommt jetzt die Lösung auf nationaler Ebene. Leider wird sie nicht lange halten, weil für Trumps Leute die alternativen Fakten immer die schöneren Fakten sind, und der Kongress denselben Wahnsinn dann halt einfach nochmal per Gesetz beschließt - bis der Dollar abstürzt. Demn wer will am Ende einen überteuerten Dollar haben, mit dem man dank Zöllen und Gegenzöllen nichts Interessantes mehr einkaufen kann?

  • Schon praktisch wenn man sich seine eigene Justiz zurecht biegt.

    Was ich mich bei dem Urteil gefragt habe: wenn die Zölle nicht rechtens sind (was ja eigentlich zweifellos der Fall ist), muss Trump dann aus seiner Tasche Entschädigungen zahlen? Da kämen ja ein paar Billiönchen zusammen.

    Aber nein, er hat ja über seine Marionetten im Supreme Court dafür gesorgt, dass er bei genau solchen Verbrechen straffrei ausgeht.



    Demokratie ist schon was Feines.

  • Mal ehrlich: wen interessiert diese Sch ... aus den USA United States of America überhaupt noch?



    Ein paar Expoteure aus EU in die USA ?



    Sie werden einen Weg finden.



    Analog: die EU hat bis heute 17 Sanktionstufen gegen Russland beschlossen. Anscheinend unberührt führt Russland seinen Krieg weiter.



    Ich bemühe die Analogie ein weiteres mal: Russland wird mit seinem moralisch nicht zu verteidigenden Angriff auf die Ukraine wg. Personalmangels, oder noch besser, ein zweites 1917, aufgeben.



    In den USA tobt ein Kulturkrieg: teils hoch ausgebildeter karriere-geiler - und Dummwilliger, sich einem Schwachkopf unterwerfend, gegen die, die USA wirklich zu ihrer jetzigen Größe gebracht haben.



    Des Menschen Tun ( auch das des Dummkopf's) sei sein Himmelreich.



    Erst jetzt stell ich fest: Widerspruch schon im ersten Sats :-))

  • Der Anfang einer langen Fahnenstange von Instanzen?



    taz.de/US-Handelsp...bb_message_5016023

  • Eine wichtige Information fehlt im Artikel: Die Aussetzung des Urteils erfolgte nur, weil die Trump-Regierung im Gegenzug zusagte, Zölle die unrechtmässig erhoben werden, komplett an die Betreffenden Unternehmen zurückzuzahlen, sollte die letzte Instanz genauso urteilen, wie das Handelsgericht, nämlich, dass die Trumpschen Fantasiezölle verfassungswidrig sind und damit ihre Unrechtmässigkeit feststellen.

    Siehe z.B. hier:



    www.msnbc.com/the-...-come-240575045684