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Zivile Proteste in SudanEin mutiges Volk

Ilona Eveleens
Kommentar von Ilona Eveleens

Sudan scheint gefangen zwischen Militärputschs, Korruption und Elend. Doch die Menschen haben nie aufgehört, an die Demokratie zu glauben.

Wer kann, ist dabei: Protestierende in Khartoum Foto: Mohamed Nureldin/rtr

D ie Sudanesen sind bereit, unglaublich viel zu opfern, um sich von der Militärdiktatur zu befreien. Auf Bildern von den Protestmärschen, an denen am Samstag Hunderttausende teilnahmen, war zu sehen, wie Väter ihre Kinder auf den Schultern trugen, alte Frauen mit Gehstöcken mitliefen und junge Menschen blutend ins Krankenhaus gebracht wurden. Mit dem friedlichen Protest nahmen sie es mit einer schwer bewaffneten Armee auf, zusammengestellt aus Männern ohne Gnade.

Dass nicht mehr als angeblich drei Menschen erschossen wurden, zeigt, dass die Putschisten, unter Führung von General Abdel Fattah al-Burhan, versuchen, in der Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft nicht noch mehr Widerstand aufzurufen.

Aber die Wut ist schon länger da. Zwar klagten Sudanesen zu Recht über miserable Lebensumstände, aber sie hatten jedenfalls einen Grad von Freiheit, die ihnen jetzt wieder genommen wurde. Schon unter dem vor zwei Jahren gestürzten Diktator Omar Hassan al-Bashir war die Wirtschaft zusammengebrochen, durch Sanktionen wie auch riesige Korruption. Die jetzt abgesetzte Regierung von Zivilisten und Militärs war damit beschäftigt, das Land mit ausländischen Geldinjektionen wieder aufzubauen.

Damit ist jetzt Schluss, weil vor allem Weltbank und USA den Geldhahn zugedreht haben nach dem Putsch. Das ist momentan wichtig, um Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emiraten, die offenbar eine Militärführung in Sudan bevorzugen, davon zu überzeugen, kein Geld an die Junta zu geben.

Seit Sudan 1956 von Großbritannien unabhängig wurde, hat die Bevölkerung 13 gelungene wie gescheiterte Staatsstreiche erlebt, inklusive dem letzter Woche. Das Land scheint in einem Kreislauf von nicht endender Militärdiktatur, dreckiger Politik, Trauer und Elend gefangen zu sein. Aber Sudanesen haben nie aufgehört, an Demokratie zu glauben und dafür zu kämpfen. Ein unfassbar mutiges Volk, das immer wieder den Uniformierten widersteht. Bleibt zu hoffen, dass 13 die Unglückszahl des Militärs ist.

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Ilona Eveleens
Auslandskorrespondentin Kenia
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