Zerstochene Autoreifen nach Streit: Polizei-Dozent bricht Seminar ab
An der Uni Hannover beendet der umstrittene Polizei-Dozent Frank-Holger Acker sein Seminar. Unbekannte haben die Reifen seines Autos zerstochen.
Acker vermute einen Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion um das Seminar, wolle aber niemanden zu Unrecht verdächtigen, schreibt er an die Studierendenschaft. Von einem „Anschlag“, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung den Vorfall nannte, habe er aber nie gesprochen. Das Seminar habe er als bereichernd empfunden, er wolle jetzt aber die Unruhe beenden, heißt es weiter. Eine offizielle Stellungnahme wolle er nicht abgeben, schreibt er der taz.
Vor mehr als zwei Wochen hatten die Allgemeine Studierendenvertretung (Asta) und der Fachrat Sozialwissenschaften die Vergabe der Dozierendenstelle an Acker kritisiert. In seinem Manuskript zu Racial Profiling würden rassistische Stereotype reproduziert. Ackers aktive Tätigkeit für die Polizei verhindere außerdem eine nötige kritische Distanz.
Die Tätigkeit widerspreche der 2018 durch eine Vollversammlung erweiterten „Zivilklausel“, laut der „Akteur*innen, die für […] (Waffen-)Gewalt und Überwachung verantwortlich sind“, nicht an der Universität lehren sollen. Dazu zähle, aus Sicht des Asta, auch die Polizei. Wenige Tage später wurde ein Fenster des Asta eingeworfen. Ein Zusammenhang konnte bisher nicht bewiesen werden.
Institutsleiter Matthias Bös verteidigte die Entscheidung für Acker gegenüber der taz und kritisierte, dieser werde durch die Kritik von Asta und Fachrat diskriminiert. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) stellte sich vor Acker und der Präsident der LUH, Volker Epping, witterte „Cancel Culture“.
Die Forderung nach realen Konsequenzen als „Cancel Culture“ und „Denkverbot“ zu bezeichnen, stünde in populistischer bis neurechter Tradition, sagt Asta-Pressereferent Tobias Kiene: „Es wird abgelenkt und die Kritiker*innen selbst werden zur Zielscheibe. Die Kritik, etwa zur Reproduktion rassistischer Stereotype, wurde auf diskursiver Ebene nicht zugelassen.“
Der Begriff Diskriminierung sei nur angebracht, wenn es um herabsetzendes Verhalten gegenüber marginalisierten Gruppen gehe. Die anhaltende mediale Darstellung sei eine Umkehr der Verhältnisse und blende Machtkonstellationen bewusst aus. „Es liegt und lag nie in unserer Macht, über Lehraufträge zu entscheiden“, sagt Kiene. „Unser einziges Mittel ist, uns öffentlich dagegen zu positionieren.“
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