Zentrum für Antisemitismusforschung: Dubiose Zusammenarbeit

Das Institut der TU Berlin kooperiert mit einer Londoner Organisation, die den israelfeindlichen Al-Quds-Tag organisiert. Kritik kommt von Volker Beck.

Frauen fordern einen Boykott von Israel auf einer Demo in London

Demonstranten fordern beim Al Quds Tag 2014 in London einen Boykott Israels Foto: dpa

BERLIN taz | Das Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin (ZfA) arbeitet im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema Islamfeindlichkeit mit einer Organisation zusammen, die den israelfeindlichen Al-Quds-Tag in London mitorganisiert. Am Mittwoch werden im ZfA die Ergebnisse des Projekts „Counter-Islamophobia Kit“ vorgestellt. Dabei geht es um Bildungsarbeit zum Thema Islamfeindlichkeit. Das Projekt wird von der Justiz-Generaldirektion der Europäischen Kommission gefördert, Experten aus acht EU-Staaten haben daran mitgewirkt.

Für Deutschland hat dabei federführend der jetzige ZfA-Fellow Luis Hernández Aguilar mitgearbeitet, der für das Projekt Research Officer der Islamic Human Rights Commission (IHRC) war. Die IHRC ist der Hauptorganisator des jährlichen Al-Quds-Tags in London, einer ursprünglich vom iranischen Regime initiierten Hassdemonstration gegen Israel. Dabei wird zur „Befreiung von Jerusalem“ aufgerufen.

Im Juni 2018 wurden auf dieser Veranstaltung in London Fahnen der libanesischen Hisbollah gezeigt. Zudem trat dort auf Einladung der IHRC Scheich Mohammed Bahmanpour auf, der in seiner Rede sagte, dass „Israel von der Landkarte gefegt“ würde. „An die zionistische Bande, eure Tage sind gezählt. Entweder geht ihr selbst oder wir schmeißen euch raus. Das ist ein Versprechen“, heißt es darin weiter. Die Rede ist auf dem YouTube-Channel der IHRC dokumentiert.

Bei der Vorstellung des „Counter-Islamophobia Kit“ am Zentrum für Antisemitismusforschung war zudem geplant, dass die IHRC-Mitgründerin Arzu Merali referiert. Das IHRC war für Großbritannien an dem Projekt beteiligt. Auf Initiative von Volker Beck, Grünen-Politiker und Dozent des Centrums für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhr-Universität Bochum, wurde Merali am Montag ausgeladen.

„Nicht für koscher erklären“
Volker Beck, Grüne

„Eine auch nur indirekte Kooperation mit dem Londoner Al-Quds-Tag ist inakzeptabel“

„Da wir den Eindruck vermeiden möchten, mit der IHRC zusammenzuarbeiten, haben wir Frau Merali von der IHRC abgesagt. Mir war auch nicht bekannt, dass die IHRC den Al-Quds-Tag in London organisiert hat“, sagte der stellvertrende Direktor des ZfA, Uffa Jensen, zur taz.

Volker Beck geht die Absage nicht weit genug. Er verweist auf die Tätigkeit des ZfA-Mitarbeiters Hernández Aguilar für die IHRC. „Das Zentrum für Antisemitismusforschung darf nicht Unterstützer antiisraelisicher Initiativen für koscher erklären. Eine auch nur indirekte Kooperation mit dem Londoner Al-Quds-Tag ist inakzeptabel“, sagte Beck. Er teile das Engagement des ZfA gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. „Das darf man nicht durch falsche Allianzen in ein schräges Licht bringen.“

Jensen weist darauf hin, dass Hernández Aguilar beim ZfA an einem anderen Projekt zum Thema Islamfeindlichkeit arbeitet, bei dem er nicht mit dem IHRC kooperiert: „Wie es in der Wissenschaft durchaus üblich ist, findet die Vorstellung des abgeschlossenen Projektes statt, wenn man bereits mit neuen Aufgaben betraut ist. Wir sind sehr froh mit Herr Aguilar einen international ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet der Islamfeindschaft als Fellow gewonnen zu haben. Ich bin für die Angaben auf der Webseite des IHRC nicht verantwortlich.“

Hernández Aguilar selbst erklärte gegenüber der taz, dass er die Kritik an dem Projekt für falsch und verletzend hält. Dadurch sei ein „Klima des Hasses“ gegenüber den Mitwirkenden entstanden. Das Zentrum für Antisemitismusforschung stand schon früher in der Kritik. 2015 warfen die Amadeu Antonio Stiftung, das American Jewish Committee sowie das Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam ihm vor, in einer Studie „jüdische Perspektiven abgewertet und antisemitische Tendenzen bagatellisiert“ zu haben.

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