Zentrum der Rebellen erobert: Sri Lankas Armee vor Sieg
Erfolg für den rechten Hardliner-Präsidenten: Sri Lankas Armee erobert das bisherige Verwaltungszentrum der Tamil Tigers. Die Rebellen sind aber noch nicht besiegt.
Im Bürgerkrieg in Sri Lanka zeichnet sich eine Entscheidung ab: Regierungstruppen haben laut eigenen Angaben am Freitag die Rebellenhauptstadt Kilinochchi im Norden des Landes erobert. Präsident Mahinda Rajapakse bezeichnete die Einnahme der Stadt in einer Fernsehansprache als "beispiellos". Er forderte die Tamil Tigers (LTTE) auf, ihre Waffen niederzulegen.
Diese haben sich ihrerseits nicht zu den Meldungen geäußert. Doch auch der Nachrichtendienst Tamilnet, der den Tamil Tigers nahe steht, vermeldete die Einnahme der Stadt.
Damit dürfte es für die LTTE immer schwieriger werden, ihren Widerstand aufrecht zu erhalten. Denn mit Kilinochchi haben die Rebellen ihr Verwaltungszentrum verloren - ein schwerer Schlag für die Moral der Kämpfer.
Dennoch war es für die Regierung kein einfacher Sieg. Seit Monaten hatte Colombo immer wieder erklärt, der Fall der Stadt stehe unmittelbar bevor. Tatsächlich gerieten die Soldaten von einer Verteidigungslinie der Tamil Tigers in die nächste. Selbst monatelange Bombardements konnten den Widerstand der Rebellen lange nicht brechen. Jetzt war die Eroberung offenbar nur möglich, weil sich die LTTE aus der Stadt zurückgezogen hat.
Unabhängige Berichte aus Kilinochchi gibt es nicht, denn die Regierung lässt keine ausländischen Journalisten in das Kampfgebiet. Beobachter berichten jedoch davon, die Regierungstruppen seien in eine weitgehend zerstörte Geisterstadt einmarschiert. Offenbar hat die LTTE in den vergangenen Wochen ihren Verwaltungsapparat und ihr militärisches Gerät weiter in den Nordwesten des Landes geschafft. Es könnte noch Monate dauern, bis es den Regierungstruppen gelingt, den harten Kern der LTTE um ihren Anführer Velupillai Prabhakaran in die Knie zu zwingen.
Dennoch ist es erstaunlich, wie eindeutig die Regierung 2008 die Oberhand gewonnen hat. Noch vor wenigen Jahren hat die LTTE Vorstöße von Regierungseinheiten problemlos zurückgeschlagen. Die Wende zugunsten der Regierung brachte erst die Spaltung der LTTE im Jahr 2004. Damals sagte sich Vinayagamoorthi Muralitharan, der LTTE-Kommandeur im Osten der Insel, von dem autoritären LTTE-Chef Prabhakaran los und schloss sich den Regierungstruppen an. In der Folge verloren die Tamil Tigers den Ostteil des Landes an die Regierungssoldaten.
Kurz darauf versiegten die wichtigsten Geldströme, die den Militärapparat der LTTE finanziert hatten. 2006 erklärte die Europäische Union die LTTE nach einem Angriff auf ein Boot der Beobachtermission für Sri Lanka (SLMM) durch die "Sea Tigers" zur terroristischen Vereinigung. Rebellenkonten wurden eingefroren, in mehreren EU-Staaten wurden LTTE-Mitglieder festgenommen.
Anfang 2008 setzte sich schließlich Präsident Mahinda Rajapakse durch, ein politischer Hardliner: Die Armee begann in mehreren Offensiven, die Rebellen zurückzudrängen.
Allerdings warnen Beobachter, selbst ein militärischer Sieg würde nicht das Ende der Auseinandersetzungen bedeuten. Selbst Armeechef Fonseka räumte vor einigen Monaten ein: "Die LTTE könnte mit 1.000 Kadern noch ein oder vielleicht sogar zwei Jahrzehnte weiterbestehen." Einen Vorgeschmack darauf gab die LTTE noch am Freitag: Noch während der Rede von Präsident Rajapakse sprengte sich vermutlich eine Anhängerin des "Black Tigers"-Selbstmordkommandos der LTTE vor einer Luftwaffenbasis in Colombo in die Luft. Zwei Menschen kamen ums Leben, mindestens 35 weitere wurden verletzt.
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