Zentralafrikanische Republik: Blutige Gewalt erschüttert Bangui
Anti-Balaka-Milizen gehen wieder in die Offensive gegen Muslime und die Regierung. Ein UN-Blauhelmsoldat aus Pakistan wurde getötet.
BERLIN taz | Bei der seit Monaten schwersten Gewalt in Zentralafrikas Hauptstadt Bangui ist ein UN-Blauhelmsoldat aus Pakistan getötet worden. Die UN-Patrouille mit Soldaten aus Pakistan und Bangladesch geriet am Donnerstagabend im Stadtviertel PK11 im Norden der Stadt in einen Hinterhalt. Acht Soldaten wurden verletzt, einer davon schwer, erklärte General Babacar Gaye, Kommandeur der seit September in der Zentralafrikanischen Republik stationierten UN-Mission.
Zuvor hatten regierungsfeindliche Anti-Balaka-Milizen in weiten Teilen Banguis Straßensperren errichtet hatten. Mindestens zwölf Menschen starben bei Gewaltakten seit Dienstag und 25 verletzt; einem senegalesischen Händler wurde der Kopf abgeschlagen, wurde in Internet-Medie berichtet.
Die Anti-Balaka-Milizen in Bangui haben dieses Jahr fast alle Angehörige der muslimischen Minderheit vertrieben oder getötet. Jetzt fordern sie den Rücktritt der Staatspräsidentin Catherine Samba-Panza. Sie steht unter Druck wegen mutmaßlicher Unterschlagung von Teilen einer Millionenhilfe aus Angola.
Im Stadtteil PK 5, dem letzten noch von Muslimen bewohnten Viertel von Bangui, richteten sich die Bewohner am Freitag auf Angriffe ein. UN-Soldaten fuhren Patrouille. Am Nachmittag waren erste Schüsse zu hören. Die Straßen der Hauptstadt waren tagsüber menschenleer, weil die Menschen Angst vor neuem Blutvergießen hatten. Mehrere zehntausend Menschen haben nach UN-Angaben in den vergangenen Tagen die Flucht ergriffen, teils in andere Städte, teils an den Rand des Flughafens von Bangui.
Berichten zufolge rückten Anti-Balaka-Einheiten aus mehreren anderen Städten auf Bangui vor. Auch die ehemalige muslimisch dominierte Rebellenbewegung Seleka, die sich mittlerweile in den Norden der Zentralafrikanischen Republik zurückgezogen hat, soll sich auf neue Kampfhandlungen vorbereiten. Sie fordert mittlerweile ebenfalls den Rücktritt der Staatspräsidentin. Beide Seiten machen sich gegenseitig für die neue Gewalt verantwortlich.
Amnesty warnt vor Blutbad
Amnesty International warnte vor einem Blutbad in Bangui ähnlich wie Ende 2013, als in Folge einer Großoffensive der Anti-Balaka auf die damals noch von Seleka kontrollierte Hauptstadt über 1.000 Menschen starben. Die Menschenrechtsorganisation kritisierte das Schweigen der zentralafrikanischen Regierung angesichts der Lage und sprach vom "größten Test" für die noch junge UN-Mission Minusca, die seit September die bisher in Bangui stationierte Friedenstruppe der Afrikanischen Union ablöst.
UN-Missionschef General Babacar Gaye sagte in einem Interview mit Reuters am Donnerstag abend, in den nächsten 72 Stunden sei die Entwicklung völlig offen: „Alles ist möglich.“
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