piwik no script img

Zeichnen mit JoggingroutenWie laufe ich mir einen Penis?

Hobbysportler überschwemmen Facebook und Twitter mit Selfies und Informationen über ihre Leistungen. Eine Bloggerin läuft am liebsten obszöne Routen.

Penis-Laufroute mit Details: „Wie hat es sich angefühlt?“ Bild: Screenshot: Instagram

BERLIN taz | Laufsüchtige sind für ihre Umwelt eine sehr nervenaufreibende Spezies. Sie schaffen es, immer genau dann mit ihrem Adoniskörper an einem vorbeizuhechten, wenn man selbst genüsslich ein Eis schleckt und gerade erfolgreich das schlechte Gewissen angesichts der neu gewonnenen zwei Kilo Hüftgold verdrängt hat. Hat man sich anschließend doch aufgerafft, selbst die Laufschuhe zu schnüren, schrumpft das Selbstbewusstsein bei jedem windschnittigen Sportler, der an einem vorbeizischt.

Selbst beim auf der gemütlichen Couch lümmeln ist man nicht vor ihnen sicher. Sie werden immer zahlreicher, die selbstverliebten Läufer, denen es nicht mehr genügt, einfach nur in aller Ruhe ihre Runden zu drehen. Ein glücklich erschöpftes, nass geschwitztes Selfie zu posten, gehört schon genauso zum Programm wie zu duschen. Die Twitter-Welt muss sofort detailliert über die neueste Überwindung des inneren Schweinehundes in Kenntnis gesetzt werden, mithilfe von Apps wie Nike+ unter Angabe von Laufstrecke und Geschwindigkeit. Auf Facebook gibt es eine eigene NikePlus-Botschafter-Seite. Wie praktisch für Nike, dass die Kunden die Werbung gleich selbst übernehmen.

Der Amerikanerin Claire Wyckoff waren die //twitter.com/faberjonny/status/497638530982895616:Standard-Meldungen à la „Ich bin gerade 5,56 km mit der Nike+ App gelaufen – mit einem Tempo von 6'32"/km“ wohl zu langweilig. Sie nutzt die Nike+ App, um mit dem Verlauf ihrer Laufroute Bilder zu zeichnen, die sie dann auf einem eigenen Blog namens RunningDrawing und auf Instagram veröffentlicht. Zu den geistreichen Motiven gehört natürlich wieder: der Penis. Eine kleine Penis-Lauf-Sammlung hat Wyckoff angelegt und wird von ihren Fans angefeuert, noch weiter Phallussymbole auf dem Straßenplan San Franciscos zu entdecken und nachzulaufen.

„Hups. Ich bin schon wieder einen Schw... gelaufen. Dieser gehört Gandalf, weil er lang und vermummt ist“. Dann kam einer zu Ehren von Theon Greyjoy, der Game of Thrones-Figur. Die Penis-Läufe seien nicht einfach, berichtet Wyckoff auf Twitter. „Erst mal musst du viel Zeit damit verbringen, Schwänze auf der Karte zu suchen...Unzählige Stunden Schwanzsuche...“ Warum sie sich gerade für Penisse entschieden hat, lässt sich //twitter.com/ClaireWyckoff/status/497084179637477376:ganz einfach erklären: „Mit einem Nachnamen, der wie Wackoff (dt. sich einen runterholen, Anmerkung der Redaktion) klingt, war das mein Schwanz-Schicksal.“

Die Bloggerin läuft natürlich nicht nur Penisse, sondern auch ein Gespenst, einen Hund oder Space Invaders. Und damit sich das weibliche Geschlecht nicht benachteiligt fühlt, läuft Wyckoff auch mal eine Stripperin an der Stange.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Bin 1x eine Muschi gelaufen.

    Nie wieder!!