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Zahl der Pflegebedürftigen steigtBerliner werden älter und immer teurer

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird bis 2030 um 80 Prozent ansteigen. Das wird teuer.

Senioren benötigen meist besonders viel Zuwendung Bild: ap

Die Berliner werden immer älter, aber nicht gesünder. Neuesten Prognosen der Gesundheitsverwaltung zufolge wird bis 2030 die Zahl der Pflegebedürftigen um 80 Prozent ansteigen. Für die Stadt bedeutet das eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen. "Selbst wenn die Kosten und Leistungspreise gleich bleiben, steigen die Pflegekosten um mindestens 70 oder 80 Prozent", erklärte Gerhard Meinlschmidt von der Senatsverwaltung für Gesundheit am Freitag.

2007 wurden die Berliner Frauen im Durchschnitt 82 Jahre, die Männer 77 Jahre alt. Da die Lebenserwartung weiter steigen wird, ist zu erwarten, dass es in 20 Jahren 170.000 Pflegebedürftige in Berlin geben wird. Frauen sind von Pflegebedürftigkeit stärker betroffen. Einfluss auf die Lebenserwartung haben nach Ansicht der Gesundheitsexperten unter anderem der Lebensstil, die verfügbare medizinische Versorgung und die soziale Lage.

Allein die Ausgaben für Hilfen zur Pflege von Hartz-IV-Beziehern würden bis 2030 um 200 Millionen Euro ansteigen, rechnete Meinlschmidt vor. 2007 gab Berlin 300,9 Millionen Euro für Pflege aus. Dabei seien die Preisentwicklung und ähnliche Faktoren noch gar nicht berücksichtigt.

Doch nicht nur der Anstieg der Ausgaben stellt die Stadt vor eine besondere Herausforderung: "Wir müssen erreichen, dass die Menschen nicht in Krankheit, sondern in Gesundheit länger leben", erklärte Carola Gold, Geschäftsführerin der Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung. Ziele müssten deshalb etwa die Förderung von körperlicher Aktivität und die Schaffung einer seniorengerechten Umwelt sein. "Wichtig sind für die Gesundheit außerdem soziale Kontakte, dass etwa Ehrenämter gefördert werden", sagte Gold.

Die Präventionsexpertin betonte, dass der Schwerpunkt der Prävention vor allem auf sozial benachteiligten Gruppen liegen müsse, denn Geldmangel mache nicht nur arm, sondern auch krank. Deshalb ist die Lebenserwartung in Bezirken mit guter Sozialstruktur deutlich höher als in Bezirken mit einer schlechteren Sozialstruktur. So werden die Berliner in Steglitz-Zehlendorf oder Charlottenburg ganze drei bis fünf Jahre älter als die Bewohner von Friedrichshain-Kreuzberg oder Marzahn-Hellersdorf. Die Unterschiede in der Lebenserwartung differieren stark nach Geschlecht: Bei den Männern verlängert das Wohnen im sozial besser gestellten Stadtteil die Lebenserwartung um durchschnittlich 5 Jahre, bei Frauen um 2,8 Jahre.

Nach der Prognose werden im Jahr 2030 Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Marzahn-Hellersdorf den höchsten Anteil an älteren Menschen in der Stadt haben.

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