ZDF-Premiere "Rette die Million": "Boah, mein Herz buppert"

Der Live-Ticker aus dem "bestbewachten Ort" in Köln: Obwohl die Sendung lieblos und billig gemacht war, blieb unser Autor fast bis zum Ende dabei.

Diesmal mit trittinesk-langen Haaren: Jörg Pilawa. Bild: dpa

20.15 Das geht ja gut los. Wegen einer Chile-Sondersendung verschieben sich alle nachfolgenden Sendungen um 10 Minuten und so auch Pilawas ZDF-Premiere. Gucke ich halt noch 10 Minuten „Küstenwache“.

20.25 Jetzt aber: Vorspann. Komisch leiser Sound, wie in Watte gepackt. Und wann wird eigentlich endlich diese „Wachleute mit Sonnenbrillen tragen den Geldkoffer“-Nummer abgeschafft?

20.26 Das Studio sieht aus wie das von „Wer wird Millionär?“ in klein. Pilawas Haare sind sichtbar länger geworden, er hat jetzt sowas trittineskes. „Guten Abend! Guten Abend! Guten Abend!“ Muss der Mann so schreien?

20.27 Das Studio soll der „bestbewachte Ort“ in Köln sein. Pilawa entschuldigt sich beim Publikum, das vorher durchsucht wurde: „Das einzige, was ich Ihnen ersparen konnte, war der Nacktscanner.“ Sein erster Witz im ZDF.

20.29 Das erste Kandidatenpaar. Ralf und Susanne. Westdeutsche Fortysomehtings, zwei Kinder.

20.30 Die Kandidaten dürfen das Geld mal anfassen. „Das ist eine Million!“ Ja, Jörg. Das ist eine Million. Das hatten wir inzwischen schon öfter im deutschen Fernsehen, die Spannungsnummer zieht jetzt spontan nicht sooo optimal.

20.31 Zwei Minuten reichen: Absolut langweilig-unsympathische Kandidaten. Genau die Sorte Leute, die über Pilawas Witze lacht.

20.32 Spielprinziperklärung. Nicht verstanden. Egal.

20.34 Okay: Man kriegt vier Antworten und die Frage vorgegeben und verteilt das Geld – das reell physisch vorhanden ist, in 25.000er-Bündeln – auf die Antwortfelder, dafür hat man eine Minute Zeit. Eine Antwort muss dabei geldfrei bleiben. Man kann noch Sekunden vor Ende Geld rüberwerfen, ein bisschen wie bei „1, 2 oder 3“. Eigentlich recht vielversprechend. Und übrigens nicht vom ZDF ausgedacht, sondern aus Großbritannien importiert.

20.34 Acht Fragen übrigens. Und man kann nicht aussteigen. Das wäre ja auch etwas billig.

20.35 Merke: Wenn man die Million in einer Minute verteilen muss, gerät man halbwegs unter Zeitdruck.

20.36 Die Auflösung der ersten Frage. Ganz hübsche Splitscreen-Ansicht. Die Frage war übrigens einfach: „Was mischt Thomas Tuchel derzeit auf?“ Susanne und Ralf haben richtigerweise alles auf „Bundesliga“ gesetzt, wenn auch mit Restzweifeln.

20.37 Der Typ ist Fußballfan und wusste nicht genau, wer Tuchel ist. Hallo!?

20.40 Zweite Frage: „Was ist Hatatitla.“ Ralf ist sich supersicher und setzt alles: „Das Pferd von Old Shatterhand“. Pilawa vor der Auflösung: „Ich mache seit Jahrzehnten Quizshows und es kam noch nie die dritte Antwort zweimal hintereinander.“ Kann man noch billiger Spannung simulieren?

20.44 Dritte Frage, Kategorie „80er“. Man kann übrigens immer aus zwei Kategorien wählen. „Wer rief vor 30 Jahren die Freie Republik Wendland aus?“ Eine taz-Frage. Die beiden wirken allerdings ratlos. Zum ersten Mal wird das Geld verteilt.

20.48 Verrückt: Schon wieder Antwort drei! Jetzt sind nur noch 375.000 Euro über, bei den falschen Antworten sind die Geldscheinbündel eindrucksvoll in den Studiokeller geplumpst.

20.49 Naja, eigentlich weniger eindrucksvoll. So wie überhaupt alles bei „Rette die Million“ irgendwie billig und lieblos gemacht ist. Die Schriftart der Antworten scheint „Arial fett“ zu sein, Studio-Grundfarbe ist ein lasches Zinnoberrot. In den heißen Phasen wird dann aber doch alles im bekannten „Spannung!“-blau geflutet.

20.50 Frage vier. Wofür steht die Telefonnummer „124 124“? Das wüsste ich jetzt auch nicht. Ralf uns Susanne geraten in Panik.

20.52 175.000 auf „Pilzvergiftungstelefon“ und 200.000 auf „Seenotrettung“. Es wird spannend. Wirklich.

20.53 „Auswärtiges Amt“ ist es schonmal nicht.

20.53 Susanne: „Boah, mein Herz buppert.“ Das „Pilzvergiftungstelefon“ ist raus.

20.54 Es ist die „Seenotrettung“. 200.000 Euro to go.

20.54 Nach den Fragen muss man sein Geld hektisch „retten“. Noch so ein Pseudo-Dramatik-Element.

20.55 Vier von acht Fragen gespielt. Ab jetzt nur noch drei Antwortmöglichkeiten.

20.55 „Chemie im Alltag“ oder „Promi-Paare“? Man muss Pilawa zugute halten, dass er mit ordentlichem Tempo durch die Sendung reitet, wenig unnötige Sozialgeräusche.

20.56 „Wen heiratete Maybrit Illner?“ Das weiß Susanne. 200.000 Euro bleiben sicher.

20.57 „Wenn Gladbach nie verliert, wenn Sie im Stadion sind – dann sind Sie wirklich fast nie im Stadion, oder?“ Das war jetzt einer der besseren Pilawa-Witze.

20.58 Musik und Soundeffekte übrigens wie aus einem Dritte-Klasse-Soundbaukasten für Quizshows.

21.00 Frage sechs, wieder eine sichere Antwort.

21.00 Ich möchte dieser Ilona-Christen-artigen Kandidatin die Brille von der Nase schlagen!

21.01 Bemerkenswert ist übrigens, dass die Fragen offenbar kaum schwerer werden. Irgendwie scheint es alles eher nach dem Prinzip „Weiß man halt oder nicht“ gestrickt zu sein.

21.02 Obwohl, das ist jetzt schwer: „Was ist ein bumerangähnliches Wurfholz?“ – Shakira, Kylie oder Britney?

21.04 Je 100.000 auf Kylie und Shakira. Shakira ist es schonmal nicht.

21.05 Kylie!

21.06 Letzte Frage. Jetzt gibt es nur noch zwei Möglichkeiten, also: Alles oder nichts.

21.07 Jetzt will ich aber auch wissen, wie es ausgeht.

21.08 „Welcher der beiden Lausbuben aus Wilhelm Buschs berühmter Bildergeschichte hat schwarze Haare?“ Max oder Moritz? Hätten Sie's gewusst?

21.09 Alles auf Max. Beinahe setzt Ralf drei Sekunden vor Ende noch alles um.

21.10 Kurz mal Zeit, auf Twitter zu schauen. Die Resonanz ist eher bescheiden, verglichen mit „Schlag den Raab“ und Konsorten:

rabft: Was macht denn die Kandidatin bei Pilawa immer für komische Rülpsgeräusche? http://twitter.com/zdfhttp://twitter.com/rdm

marcundm: Was macht der Pilawa immer mit seiner Stirn?

DerOwie: Super Format, sehr anschaubar. Fein.

fluffabelle: Poooaaah, ist die Frau blöd -.- Kann man die nicht auf lautlos stellen?

21.11 Max! Gewonnen! 100.000 Euro! Danach erfreulich wenig Rumgeseier, schon eine Minute später steht das nächste Kandidatenpaar auf der Matte, dieses Mal beste Freundinnen, sowas um die dreißig, beide sehr blond. Die beiden haben sich auf irgendeine absurde Weise über eine Partnerberatung kennengelernt und hatten den gleichen Ex. Solche Geschichten mochten sie ja bei Pilawas Quiz im Ersten auch sehr gerne.

21.14 „Das sind 22 Kilogramm Geld“ Jaa-haa, Jörg.

21.17 Eine Fußballfrage. Die beiden Kandidatinnen sind ratlos. Pilawa will helfen, aber schafft es erst im dritten Versuch.

21.18 So ratlos, dass sie es nicht schaffen, alles Geld in der Minute zu setzen. Tsss. Aber Pilawa ist nett und gibt ihnen noch etwas Zeit. Sie bleiben mit 750.000 im Rennen.

21.20 Ich halte das nicht länger aus. Okay, nein, ich bin verabredet. Aber es ist auch schwer auszuhalten … jedenfalls bin ich raus. Das geht jetzt eh so weiter.

21.21 Fazit: Vorabendunterhaltung like it's 2001, bloß halt zur Primetime. Glückwunsch, ZDF!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.