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Wütende Aktionäre

Anleger wollen gegen Telekom-Manager klagen. Sommer: Schuld an Talfahrt ist negative Presse

BERLIN afp ■ Wegen der Bilanzkorrekturen bei der Deutschen Telekom und der Kursturbulenzen um die T-Aktie prüfen Aktionärsschützer Klagen gegen das Unternehmen. Sowohl die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) als auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) teilten gestern mit, sie untersuchten die Möglichkeit von Prospekthaftungsklagen. Die Aktionärsschützer forderten, die Verantwortung für die milliardenschweren Abwertungen im Immobilienbesitz der Telekom zu klären und stellten die Führungsqualitäten von Konzernchef Ron Sommer in Frage.

Sommer selbst wies alle Spekulationen über seinen möglichen Rücktritt als „völlig haltlos“ zurück. Er trage die Verantwortung für die Strategie des Unternehmens und stelle sich der Kritik, schrieb es an die Belegschaft. Den Kursverfall der Aktie führte Sommer allein auf die negative Berichterstattung in den Medien zurück, durch unternehmensbezogene Fakten sei er nicht zu begründen.

Die T-Aktie fiel mit 24,74 Euro (43,39 Mark) auf einen neuen Tiefstand, erholte sich dann aber wieder leicht. Die Telekom hatte am Mittwoch Wertberichtigungen von zwei Milliarden Euro (3,9 Milliarden Mark) auf ihren seit 1995 unverändert bewerteten Bestand an Grund und Boden bekannt gegeben und einen um fast drei Milliarden Mark verminderten Jahresüberschuss angekündigt. Die DSW betonte, der Immobilienmarkt habe sich bereits seit Jahren auf niedrigem Niveau konsolidiert, zudem ermittle die Bonner Staatsanwaltschaft seit Monaten wegen möglicherweise überhöhter Buchwerte der Telekom-Immobilien.

„Der Verdacht liegt nahe, daß die Aktionäre hier nicht – wie notwendig – zeitnah informiert wurden“, erklärte die Vereinigung. „Aus Sicht der ohnehin enttäuschten Telekom-Aktionäre ist zu klären, warum die Wertansätze für die Immobilien erst jetzt und in solch drastischem Umfang korrigiert werden.“ Die Aktionärsschützer sähen dabei „ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt“.

Die DSW will möglicherweise bei der Telekom-Hauptversammlung Ende Mai eine Sonderprüfung beantragen, die als Grundlage für etwaige Schadenersatzansprüche dienen könnte. Dabei sollen die Wertansätze für die Immobilien in den Telekom-Bilanzen 1996 bis 1999 näher beleuchtet werden. Außerdem solle geklärt werden, wer die Verantwortung für eine mögliche Fehlbewertung zu tragen habe, betonte die DSW.

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