Wolfskrankenwagen in Hannover: Am Ende doch für die Katz

Mit Maulkorb und Heizdecke: Die Region Hannover kaufte den einzigen Krankenwagen für Wölfe. 11.000 Euro hat er gekostet – benutzt wurde er nie.

Portrait eines Wolfs

Kommt in Niedersachsen nur selten vor: Der Wolf Foto: blickwinkel/imago

BERLIN taz | Wildtiersichere Innenwände, ein Transportbrett mit Fixiergurten, Stabschlingen, Netze, Bissschutzhandschuhe, ein Maulkorb und sogar eine Heizdecke – der „Wolfskrankenwagen“ der Region Hannover war zwar nur ein für den Weitertransport verunglückter Wölfe konzipierter Anhänger. Dennoch hatte er bereits bei seiner Inbetriebnahme im Jahr 2017 einige Fragen auf sich gezogen.

Umweltdezernent Axel Priebs (SPD) betonte seinerzeit, er wolle mit dem bundesweit einzigartigen Fahrzeug den ehrenamtlichen Wildtierspezialisten der Region „beste Arbeitsbedingungen“ verschaffen. Verunfallte Wölfe sollten künftig „fachgerecht“ abtransportiert werden, beteiligte Helfer dabei nicht selbst verletzt werden. Kritiker allerdings wiesen darauf hin, dass es in der Region Hannover ja gar keine Wölfe gebe, die Gegend sei höchstens „Streifland“ für die großen Beutegreifer. In ganz Niedersachsen waren damals neun Wolfsrudel registriert.

Nun hat es der 2,40 Meter lange, 1,20 Meter breite und 400 Kilogramm schwere Wolfskrankenwagen in das „Schwarzbuch“ des Bundes der Steuerzahler geschafft, in dem die private Lobbyvereinigung die irrsinnigsten Ausgaben der Verwaltung würdigt. Denn: Der 11.000 Euro teure „Wolfskrankenwagen“ wurde genau 0 Mal genutzt. Auch die benachbarten Landkreise forderten das Gefährt nicht ein einziges Mal an.

Einerseits sei es „äußerst selten zu Verkehrsunfällen mit Wolfsbeteiligung“ gekommen. Laut Schwarzbuch gab es in der Region zwischen Januar 2017 und Mai 2022 insgesamt zwölf Verkehrsunfälle mit Wölfen. Andererseits seien „die Tiere dabei in aller Regel sofort an den Unfallfolgen“ verendet, „spätestens jedoch bis zum Eintreffen des Wolfsberaters“ und des Spezialanhängers.

„Folgerichtig“ sei die Außerdienststellung des Wolfskrankenwagens gewesen, meint der Steuerzahlerbund. Laut der Region ist der Anhänger mittlerweile an den Fachdienst „Veterinärwesen“ übergeben worden, der ihn bei der Tierseuchenbekämpfung zum Transport von Wildschweinkadavern und sichergestellten Tieren wie Hunden nutzt. Übrigens: Inzwischen gibt es in Niedersachsen 44 Wolfsrudel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.