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Wolfsburg gegen CottbusEin Spiel zum Singen

Wolfsburger singen selten, weil sie so selten Grund dazu haben. Diesmal hatten sie einen, beim souveränen Sieg gegen Cottbus. Ob es für mehr als Tabellenmittelfeld reicht?

Wenn man ihm zuviel Platz lässt, macht er doch das Tor: Marcelinho. Bild: dpa

WOLFSBURG taz Eher selten geschieht es, dass die Zuschauer in Wolfsburg anfangen zu singen, dass das jetzt aber "schön" sei. Der Grund liegt auf der Hand: Es ist selten schön. Am vergangenen Samstag, bei und nach Marcelinhos zweitem Treffer (76.) aber wurde einige Minuten richtig aufgespielt. Und folgerichtig sangen sie.

Tatsächlich hat man VfL Wolfsburg wohl selten so haushoch überlegen gesehen wie beim 3:0 über den nunmehrigen Tabellenletzten Energie Cottbus. Das lag zum einen daran, dass Cottbus durch Treffer von Gentner (17.) und Marcelinho (19.) zügig 0:2 hinten lag - und danach nur noch das Ergebnis verwaltete. Eine Strategie, die auch für Energie-Trainer Bojan Prasnikar eine "Überraschung" war und die er "in Ruhe analysieren" will. Das ist bekanntlich der Kommunikations-Platzhalter, wenn man nicht weiter weiß oder etwas nicht öffentlich sagen will.

VfL Wolfsburg - Energie Cottbus

Ergebnis: 3:0 (2:0)

VfL Wolfsburg: Benaglio - Riether, Ricardo Costa, Madlung, Schäfer - Gentner (77. Karimow), Hasebe, Josué (80. Baier) - Marcelinho - Grafite (54. Dzeko), Ljuboja

Energie Cottbus: Tremmel - Radeljic, Mitreski, Cvitanovic, Ziebig - Bassila (70. Vasiljevic) - Angelow, Rost - Skela - Jelic (46. Papadopulos), Sörensen (58. Shao)

Schiedsrichter: Seemann (Essen)

Zuschauer: 21.460

Tore: 1:0 Gentner (17.), 2:0 Marcelinho (19.), 3:0 Marcelinho (76.)

Gelbe Karten: - / Vasiljevic (2)

Um es unverblümt zu sagen: Cottbus dilettierte wie ein Absteiger.

Auf der anderen Seite funktioniert der VfL inzwischen oder derzeit so gut, dass man Spiele auch wieder klar gewinnen kann. Zur Homogenität, Aggressivität und Zweikampfstärke als Defensivverbund kommt individuelle Klasse im Spiel nach vorn. Speziell der Dreifach-Sechser vor der Abwehr mit dem Japaner Hasebe, dem Brasilianer Josue und dem Schwaben Gentner kann inzwischen Spiele kontrollieren und entscheiden. Christian Gentner (22) vom VfB Stuttgart ausgeliehen, hatte einen Treffer und einen Assist - und es war noch nicht mal eines seiner herausragenden Spiele.

Und Marcelinho? Er erzielte erstmals zwei Tore in einem Spiel für den VfL und war selbstverständlich der Mann des Spieles. "Ich bin froh, etwas bewirkt zu haben", sagte er, die orangenen Schuhe in der Hand, die Tochter zu Füßen. Elf Bundesligaspiele hatte er nicht mehr getroffen und davor nur zweimal. Er war im Pokalviertelfinale gegen Hamburg von manchem schon verhöhnt worden, ehe er in der Verlängerung den Siegtreffer erzielte.

"Marcelo hat zu alter Stärke zurückgefunden", sagte Trainer und Sportdirektor Felix Magath, setzte dann aber ein vorsichtiges "hoffe ich" hintendran. Zuletzt war er beim 1:3 in Karlsruhe "geschont" worden, wie Magath grinsend sagte. Es war wohl tatsächlich so.

Der späte Marcelinho (32) spielt anders als früher bei Hertha und auch anders als in der vergangenen Rückrunde, als er dem damaligen Trainer Augenthaler ins VfL-Team gedrückt worden war. Aber wenn er mit seinem linken Fuß zur Mitte zieht und der Gegner ist "sowas von weit weg", wie der Cottbuser Timo Rost zurecht bemängelte, dann kann man auch heute davon ausgehen, dass Marcelinho das Ding mit seinem perfekten Schuß versenkt. Was er beim 1:0 bewies. Und wenn er den Ball abprallen lässt oder direkt spielt und ein Kollege wie Grafite tritt auf den Ball drauf oder daneben, dann ist es bewundernswert, wie altruistisch er die Missachtung seiner Kunst hinnimmt und dem verlorenen Ball hinterherjagt.

Grafite, Wolfsburgs teuerster Einkauf (geschätzte 7,5 Millionen Euro) bester Torjäger (8 Saisontreffer) tritt manchmal auf wie ein abgeklärter Klasse-Keilstürmer. Öfter allerdings wie diesmal: Dann ist er fehlerlastig, sichert keine Bälle, hat keine Dribblings, begeht viele und skurrile Stürmerfouls. Dafür spielte der im Winter ausgeliehene Ljuboja erstmals durch und konnte zeigen, was er kann: schnell, trickreich, raffiniert - und guter Ergänzungsstürmer. Überhaupt besteht eine Qualität des neuen Wolfsburg in der starken Bank, von der Talente wie Dzeko ins Spiel kommen und solche wie Dejagah inzwischen sogar sitzen bleiben können.

Weil ein stabiler Rang im Mittelfeld der Liga zwar eine enorme Verbesserung ist, aber irgendwie auch langweilig, wurde Magath nach möglichen internationalen Ambitionen gefragt. "Haha," antwortete er. Am Sonntag geht es nach Bremen, am Mittwoch danach im Pokalhalbfinale zum FC Bayern, am Ostersamstag kommt der HSV. "Wir werden Erhebliches leisten müssen, um unseren Platz in der Tabelle zu behaupten." Der Uefapokal sei "noch weit weg." Stimmt. Einerseits. Andererseits ist er bloß zwei Pokalspiel-Siege entfernt.

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