Wohnungslosigkeit: Senat legt neue Leitlinien vor
Die Sozialverwaltung will eine berlinweite Steuerung der Unterbringung von Wohnungslosen. Obdachlose sollen erstmals auch gezählt werden.
Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) hat am Dienstag die neuen Leitlinien der Wohnungslosenpolitik vorgelegt. Sie sollen als Handlungsanleitung dienen, um Wohnungslosigkeit möglichst zu vermeiden, die Situation von Wohnungs- und Obdachlosen zu verbessern und das Hilfesystem auszubauen. “Wer wohnungslos ist, soll bedarfsgerecht und qualitätsgesichert untergebracht werden“, teilte die Sozialverwaltung am Dienstag mit. Bevor der Senat die neuen Leitlinien beschließen kann, muss der Rat der Bürgermeister dazu Stellung nehmen.
Zu den geplanten Maßnahmen gehört unter anderem die gesamtstädtische Steuerung der Unterbringung, bislang regelt das jeder Bezirk für sich. Es soll erstmals eine Berliner Wohnungslosenstatistik geben inklusive einer Zählung der auf der Straße lebenden Menschen, die für den Januar geplant ist. Die Sozialverwaltung will zudem das Modellprojekt einer „Krankenwohnung“ verstetigen und mehr Notunterkünfte für Frauen und Familien schaffen.
Die bisherigen Leitlinien zur Wohnungslosenpolitik gelten seit 1999 unverändert. Seitdem hat sich die Zahl der Wohnungslosen, die Klientel auf der Straße und damit die Bedürfnislage sehr verändert. Um die Leitlinien anzupassen, hatte die Sozialverwaltung alle Akteure der Wohnungslosenhilfe zu Strategiekonferenzen geladen. Es wurden neun Arbeitsgruppen gebildet, die zu verschiedenen Themen – darunter EU-BürgerInnen, Frauen und Familien, Straßenkinder, medizinische Versorgung und Wohnraumversorgung –, Handlungsempfehlungen abgaben.
Schon im letzten Doppelhaushalt wurde deutlich mehr Geld für die Wohnungslosenpolitik ausgegeben. Kommen die Leitlinien wie vorgelegt, dürften im nächsten Doppelhaushalt 2020/21 die Kosten weiter steigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!