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Wikileaks und Donald Trump juniorEinseitige Enthüllungen

Die Whistleblower-Plattform wirbt mit Unabhängigkeit. Die Anbiederung an Donald Trump junior beweist: Wikileaks verfolgt eine eigene Agenda.

Russland haben Julian Assange und Co. bisher mit Leaks verschont Foto: ap

In Sachen Kommunikationsstrategie haben Julian Assange und Donald Trump schon jetzt einiges gemeinsam: Gibt es Kritik, dann poltern der Wikileaks-Gründer und der US-Präsident gerne zurück – und zwar beide am liebsten über den Kurznachrichtendienst Twitter. Nachdem nun die Zeitschrift The Atlantic am Montagabend Inhalte eines Chats zwischen Wikileaks und Trumps ältestem Sohn Donald Junior aus dem Wahlkampf 2016 veröffentlichte, warf Assange der Atlantic-Redaktion per Twitter vor, das Gespräch sinnentstellend zusammengeschnitten zu haben.

Mit Medienschelte auf peinliche Enthüllungen reagieren – das kennt man auch von einem gewissen US-Präsidenten. Einem, zu dem die ach so unabhängige Enthüllungsplattform Wikileaks offenbar beste Beziehungen pflegen wollte. Das legt das Chatprotokoll nahe.

Während Trump junior darin eher einsilbig auf die Kontaktversuche reagierte, bat die Plattform Trump junior und senior, Wikileaks-Enthüllungen über Hillary Clinton per Social Media zu promoten. Am Wahltag – bevor sich Clintons Wahlniederlage abzeichnete – hielt Wikileaks Trump dazu an, das Wahlergebnis nicht anzuerkennen, sollte die Demokratin gewinnen.

Derlei Absprachen sollten dem Selbstverständnis der Enthüllungsplattform widersprechen, geriert sich Wikileaks doch gern als Dienstleister der Aufklärung. Der Chat mit Donald Trump junior legt jedoch nahe, dass Wikileaks längst selbst als politischer Akteur handelt und Einfluss auf den Wahlkampf nehmen wollte – zugunsten Trumps.

Einseitige Enthüllungen

Im Juli 2016 verbreitete Wikileaks den E-Mail-Verkehr führender Demokraten, obwohl diese nach Ansicht der US-Geheimdienste aus einem russischen Hackerangriff stammen könnten. Von Veröffentlichungen über Trump sah Wikileaks hingegen ab und auch Russland wurde bisher weitgehend verschont.

Einst überraschte Wikileaks mit aufsehenerregenden Veröffentlichungen zu US-Kriegsverbrechen sowie zu Korruption in Afrika und Südamerika – und wirkte dabei unabhängig. Mittlerweile scheinen Assange und Co eine eigene politische Agenda vorantreiben zu wollen.

Wikileaks setzt seine Enthüllungen als Verhandlungsmasse ein

So versuchte Wikileaks an die Steuerbescheide von Trump senior zu kommen – und bat dazu den Junior um ein bisschen Überzeugungsarbeit. Außerdem warnte Wikileaks den Sohn des damaligen Präsidentschaftskandidaten vor einer neuen Anti-Trump-Webseite.

Wikileaks schädigt die eigene Marke

Was hat das noch mit Leaks zu tun? Wikileaks hat versucht, in Donald Trump junior einen Informanten zu finden, und die eigenen Enthüllungen dabei als Verhandlungsmasse eingesetzt. Das ist im besten Fall stink­normaler Journalismus. Im schlechtesten ist es eine versuchte Einflussnahme auf den Wahlkampf.

Damit schädigt Wikileaks die eigene Marke. Denn über die wirklich hochbrisanten Anschuldigungen gegen Clinton und die Führungsriege der Demokraten wegen des Verdachts auf Vorwahl-Manipulation, die in der vergangenen Woche aufkamen, dürfte jetzt weniger diskutiert werden als über die Verbindungen der Enthüllungsplattform zum Trump-Clan. Dass Wikileaks die Protokolle nicht selbst veröffentlichte, zeigt, dass die Plattform Transparenz offenbar nur von anderen verlangt.

Vielleicht hat sich die Idee von Wikileaks aber auch selbst überholt, seit es Journalisten gelingt, große geleakte Datenmengen selbst auszuwerten – und das nach den ethischen Standards der Branche. Das internationale Journalistennetzwerk ICIJ hat mit den Panama und Paradise Papers interna­tionale Skandale aufgedeckt und redaktionell aufbereitet – und zwar bei Russen wie Amerikanern und bei Demokraten wie Republikanern.

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10 Kommentare

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  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    An dieser Stelle sei auf den hervorragenden Artikel von Stefan Kuzmany verwiesen:

    http://www.spiegel.de/netzwelt/web/wikileaks-ist-zur-karikatur-seiner-selbst-geworden-kommentar-a-1178157.html

  • ein trchnolgisccc völlig übberostzesz UDS S Staats goliathheer mit medialem "resinanz"assoziaqtionen - und die taz -IMMER AIUF DIE SEITE DER MACHT...

     

    in allerzynischster scheinnaivität..

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Brutze?

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    In dem Sinne agierte auch das Ehe-Duo Lafontaine/Wagenknecht: "...Auch für Trumps resolutes Auftreten gegenüber großen Unternehmen fand Lafontaine lobende Worte. „Es imponiert mir, dass ein Politiker vor Wirtschaftsunternehmen nicht kuscht“, schwärmte er. Wenn da nur die vielen Wall-Street-Banker im Kabinett nicht wären. Dem Publizisten Wolfram Weimer wurde es zu dem Zeitpunkt langsam unheimlich: „Mir wird Angst und Bange, wenn sie und Trump einer Meinung sind.“ Er prophezeite Lafontaine ein Comeback als der „Rote Trump Deutschlands“. (WELT24, 31.1.17)..hat man jemals eine Klarstellung gehört?

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Ja, Wolfram Weimer sollte das wirklich mal klarstellen.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Dass Assang mittels Wickileaks Rache an Hilary Clinton nehmen wollte und dabei mit Trump & Co zusammengearbeitet hat, ist schon länger bekannt. Was nicht so sehr bekannt ist, ist die Tatsache, dass es in Ecuador eine vehemente öffentliche Diskussion gab (http://www.elcomercio.com/opinion/wikileaks-ecuador-opinion-columnista-assange.html), in wieweit sich Ecuador von Assange in einen Konflikt zwischen den USA, Russland und Assange hereinziehen lässt. Kurz vor den Wahlen in den USA, schalltete deshalb die damalige ecuadoreanische Regierung unter Rafael Correa, spät aber immerhin, den Internzugang für Assange in der Botschaft in London ab. Dass Correa jedoch erst so spät reagierte, hat den Grund , dass er als linker Politiker den Hauptfeind in Clinton und nicht Trump sah. Diese katastrophale Fehleinschätzung enstprach auch der Lesart vieler linker Politiker Lateinamerikas und auch Europas. Bisher ist von ihnen keine Sebstkritik gekommen.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Völlig richtig. Auch ich erinnere mich noch gut an z.B. Jakob Augsteins Kolummne vom 20.10.16 in SPON: "Sicherheitsrisiko Clinton: Was für Trump spricht".

      Für diese gequirlte K.... hat er mWn bis heute kein Wort des Bedauerns geäußert.

  • Preisfrage:

    Verfolgt die Taz keine eigene Agenda?

  • Mit etwa 95% der US-Medien, die fast parteiisch pro-Clinton waren, es ist nur gut, dass zumindest jemand für Ausgleich gesorgt hat.

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @agerwiese:

      der "Ausgleich" ist nun Trump...herzlichen Glückwunsch an diejenigen. die mit ihrem refelxartiges Blockdenken Nationalismus fördern (siehe Russland), was mit aufgeklärter linker dialektischer Analyse nun wahrlich nichts mehr zu tun hat.