piwik no script img

Wikileaks-Gründer hat die Faxen dickeJulian Assange will endlich raus

Er wolle die Botschaft Ecuadors in London „bald“ verlassen, sagt der Botschaftsflüchtling. Doch die Briten bleiben stur.

Julian Assange mit dem ecuadorianischen Außenminister Ricardo Patino auf der Pressekonferenz in London. Bild: reuters

DUBLIN taz | Julian Assange will die ecuadorianische Botschaft in London verlassen. Die Koffer seien bereits gepackt, sagte der Wikileaks-Gründer auf einer Pressekonferenz am Montag im Botschaftsgebäude. Ecuador hatte ihm vor mehr als zwei Jahren politisches Asyl gewährt. Auf die Frage, wann er denn die Botschaft verlassen wolle, antwortete er: „Bald.“ Voraussetzung sei, dass ihn die Briten nach Ecuador ausreisen lassen.

Damit ist vorerst jedoch nicht zu rechnen. Die Botschaft wird rund um die Uhr von Polizisten bewacht, seit Assange dort Zuflucht gefunden hat. Die Kosten dafür belaufen sich bis jetzt auf 7 Millionen Pfund. Die britische Regierung will den 43-jährigen Australier an Schweden ausliefern, wo er wegen angeblicher Vergewaltigung vernommen werden soll.

Erst vorige Woche lehnte ein britisches Gericht es ab, den Haftbefehl gegen ihn auszusetzen. Im Juli hatte auch ein schwedisches Gericht den internationalen Haftbefehl aufrecht erhalten. Assange befürchtet, dass Schweden ihn an die USA ausliefern werde, wo ihm ein Prozess wegen der Wikleaks-Veröffentlichung geheimer US-Dokumente droht.

Seine Entscheidung, möglichst schnell die Botschaft zu verlassen, habe nichts mit den Gründen zu tun, die „von der Murdoch-Presse und Sky kolportiert“ werden, sagte Assange. Diese Medien hatten berichtet, dass er erhebliche gesundheitliche Schwierigkeiten habe. Unter anderem soll er unter Herzproblemen und einer chronischen Lungenerkrankung leiden.

Assange sagte lediglich, dass es jedem gesunden Menschen zu schaffen machen würde, in einem kleinen Raum ohne Bewegung und genügend Sonnenlicht zu leben. „Ich kann hier drinnen nicht mal eine Topfpflanze am Leben erhalten“, fügte er hinzu.

Der ecuadorianische Außenminister Ricardo Patiño, der gemeinsam mit Assange die Pressekonferenz gab, beschuldigte die Regierung in London, kein wirkliches Interesse an einer diplomatischen Lösung zu haben. Großbritannien verstoße gegen die Menschenrechte, indem es Assange nicht gestatte, ohne Furcht vor Verhaftung das Gebäude zu verlassen. Das wisse die ganze Welt.

Die britische Regierung habe es sogar abgelehnt, Assange bei einem medizinischen Notfall freies Geleit in einem Botschaftsauto zum Krankenhaus zu gewähren, sagte Patiño. „Wir haben Vorschläge gemacht, wir haben Dokumente vorgelegt, aber die britische Regierung hat die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, um sicherzustellen, dass Assange die Botschaft nicht verlässt“, sagte Patiño.

Er kündigte an, demnächst mit dem britischen Außenminister Philip Hammond zu sprechen. Darüber hinaus erwägt Ecuador, beim Internationalen Gerichtshof Klage gegen Großbritannien einzureichen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die Berichte von Wikileaks ueber Identitatesmissbrauch der Staaten zur Geldanlage an Kindern sind wohl noch nicht raus.