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Widerstand in der israelischen ArmeeOffener Brief gegen Repression

Eine israelische Elite-Einheit will sich nicht an Einsätzen gegen Palästinenser beteiligen. Außerdem krisierte sie in einem Brief an Netanjahu den Siedlungsbau.

Proklamierte Landübernahme unfern des palästinensischen Dorfes Jab'a, Westbank. Bild: reuters

TEL AVIV dpa | 43 Elite-Aufklärer der israelischen Armee lehnen es ab, sich weiter an Einsätzen zu beteiligen, die sich gegen die Palästinenser richten. Die Informationen der Einheit würden benutzt, um unschuldigen Zivilisten zu schaden, schrieben die Soldaten in einem Brief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Mosche Jaalon.

Sie ermöglichten politische Verfolgung und spalteten die palästinensische Gesellschaft durch das Anwerben von Informanten.

Der Brief wurde am Freitag von der israelischen Nachrichtenseite ynet veröffentlicht. Er wurde neben anderen von einem Major, zwei Hauptleuten und einem Leutnant unterzeichnet. Die vollen Namen wurden aber nicht genannt.

„Wir können nicht mit gutem Gewissen weiterhin in diesem System dienen und die Rechte von Millionen Menschen verletzten“, heißt es in dem Schreiben. Die Soldaten kritisierten auch den Ausbau der jüdischen Siedlungen im Westjordanland.

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16 Kommentare

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  • Ein starkes, schönes und überraschendes Zeichen von Zivilcourage in Uniform. Soldatenmut wie er auch Nichtmartialischen gefallen kann. Erinnert mich an die 70er: „Stell Dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin“.

    In solchem feinem Sinne hätten wir (die Menschheit) uns dann unlängst von Bush/Cheney bis hin zu Taleban und IS(IS) einiges an völlig ausgerasteter doch military-complex-dienlicher Horrorregie ersparen können.

    Allein, ob beim adressierten Nethanyahu vernünftige Apelle ankommen, ist eher resigniert zu bezweifeln.

    PS: NOCH positiv überraschender ist, für mich zumindest, dass die Aussagen der vernünftigen Soldaten vom israelischen Militärzensor freigegeben wurden! Aber das muss mensch schon bei der Konkurrenz, faz, herausfinden. (Danke für den Hinweis, Leser Wolfgang Schulz!)

  • Ich vermisse hier die Kommentare der beflissenen Israelverteidiger, die immer dann auftauchen, wenn sich ein Deutscher erdreistet Kritik an Israel zu üben... seid ihr alle verreist? Oder werden solche Ereignisse einfach verdrängt, weil sie dem eigenen Bild nicht entsprechen?

  • Würden sch Hamaskämpfer so kritisch zu ihren Handlungen äußern wären sie längst exekutiert worden. Der Mut der Israelis ist nicht hoch genug einzuschätzen. Das ist Meinungsfreiheit und die gibt es eben nur in Israel.

    • @Feller Herbert:

      und wenn wir hamas-leute finden, die die verletzbarkeit anderer auf genauso schäbige art+weise ausnuzen - dann ist alles wieder in ordnung?

      die frage richtet sich auch an thomas fuller.

  • Traumhaft wäre doch, wenn es solche Zeichen auch mal auf der Gegenseite gäbe. Dass es in Israel eine starke Zivilgesellschaft gibt, ist bekannt. Wo sind die Kritiker "der eigenen Sache", sowohl bei den Schreibtisch- wie auch bei den Raketentätern in Gaza & co?

    Ist es wirklich so, wie man uns immer erzählen will, dass da eine fortschrittliche Demokratie gegen Wilde kämpft? Oder gibt es auch innerhalb der Palästinenser Gruppen, die nicht die Juden ermorden wollen und das auch offen sagen? Oder dürfen sie das nicht, weil sie dann auch als Kollaborateure hingerichtet werden?

  • Hut ab vor MENSCHEN mit GEWISSEN! Man wünschte sich, daß sowas Schule macht und diejenigen, die NEIN sagen zu Unrecht (z.B. "Landnahme im Westjordanland", taz 31.08.14), immer mehr Oberwasser bekämen!

    Das wäre sicherlich ein schöner kleiner Anfang, wie BEATBOX RACKER sagt! UND: einen anderen Weg gibt es aber einfach nicht!

  • Der Artikel ist sehr oberflächlich gehalten. An welchen genauen Einsätzen gegen die Palästinenser wollen sich die Elite-Aufklärer nicht beteiligen?

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Zauberdrache:

      Kein Problem.

      Andere Quellen informieren ausführlicher, bspw. die ARD.

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @Zauberdrache:

      Ist das so wichtig? Reicht es nicht, dass überhaupt erst mal eine solche Absicht kundgetan wird? Oder sind Sie Politiker mit Extraausbildung in Haarspaltereien?

  • Coole Aktion. Respekt vor diesen Leuten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Werden diese mutigen SoldatInnen nun ähnlich gnadenlos verfolgt wie die Whistleblower in den USA?

    "Israels Recht auf Selbstverteidigung" bekommt einen immer schaleren Beigeschmack...

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @571 (Profil gelöscht):

      Da können Sie ganz, ganz sicher sein. Rationalität ist in diesem Konflikt längst spurlos verschwunden - wenn es je so etwas in Kriegen geben kann. Hier herrscht blanker, geschürter Hass und den werde diese --ja-- Helden zu spüren bekommen.

  • Mutige Aktion - die hoffentlich ohne Repressalien bleibt.

     

    Diesem Beispiel sollten mehr Soldaten auf beiden Seiten folgen.

     

    Vielleicht wäre das ein schöner, kleiner Anfang...

  • derartige bemühungen begrüße ich. sie zeigen dass es zwischen juden und zionisten doc h einen großen unterschied gibt. es wäre schön gewesen, wenn unsere ach so unabhängigen journalisten diesbezüglich schon viel früher ihre stimme erhoben hätten.

    • @p.g.:

      Eh, also das is dann jetzt erst klar geworden?