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Wetterextreme in ArgentinienStadtteile wurden zu Inseln in den Fluten

In Argentinien kommt es immer öfter zu ungewöhnlichem Wetter. Tödliche Überschwemmungen sind teilweise auf den Klimawandel zurückzuführen.

Bei den Fluten in Bahia Blanca starben mindestens 16 Menschen Foto: Juan Sebastian Lobos/AP

Buenos Aires taz | Es waren Bilder einer Winterlandschaft. Ein Hagelsturm fegte am Freitag über Rosario hinweg und bedeckte Teile der argentinischen Stadt und ihrer Umgebung mit einer zentimeterhohen Decke aus weißen Eiskugeln.

Ein Vertreter des Zentrums für Meteorologie und Klimabeobachtung erklärte, die Feuchtigkeit, die sich in den letzten Tagen in der Luft angesammelt hatte, habe zu Gewittern vom Typ Superzelle geführt. Eine äußerst seltene Wetterlage für die Region.

Das erinnert an die schwere Überschwemmungskatastrophe in Bahía Blanca Anfang März, bei der mindestens 16 Menschen starben. Damals traf eine warme und sehr feuchte Luftmasse auf eine aus Patagonien kommende Kaltfront und entlud sich in sintflutartigen Regenfällen.

Innerhalb von acht Stunden fielen über 300 Millimeter Regen pro Quadratmeter auf die Stadt und ihre Umgebung, etwa ein Drittel der durchschnittlichen Niederschlagsmenge pro Jahr.

„Dieses Ereignis ist in den Aufzeichnungen des Nationalen Wetterdienstes beispiellos“, sagte der argentinische Gletscher- und Umweltwissenschaftler Juan Rivera bei der Vorstellung einer Studie der World Weather Attribution (WWA) über die Katastrophe am vergangenen Donnerstag. Die WWA analysiert den möglichen Einfluss des Klimawandels auf extreme Wetterereignisse.

Die extreme Hitze, die den Regenfällen vorausging, sei zwar immer noch ein seltenes Ereignis, das alle 50 bis 100 Jahre auftritt, aber durch den Klimawandel werden solche hohen Temperaturen immer häufiger und intensiver, so Rivera.

Die Hafenstadt mit rund 330.000 Einwohner*innen, 650 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Buenos Aires, stand fast vollständig unter Wasser. Ganze Stadtteile wurden zu Inseln; zwei Kinder werden noch immer vermisst.

„Die extremen Sommertemperaturen, die Nordargentinien und andere Teile Südamerikas zwischen Dezember und Anfang März heimsuchten, wären ohne die globale Erwärmung praktisch unmöglich gewesen. Das Gleiche gilt für die feuchte Hitzewelle, die den Regenfällen unmittelbar vorausging,“ schreiben die 17 an der Studie beteiligten Wissenschaftler*innen.

Zwar kann keine endgültige Aussage über die Rolle des Klimawandels getroffen werden. Aber die Umstände, die zu der Katastrophe führten, können auf die Erderhitzung zurückgeführt werden. „Lassen Sie sich nicht von den Unwägbarkeiten täuschen: Mit der fortschreitenden Erderwärmung nimmt die Wahrscheinlichkeit gleichzeitiger oder aufeinanderfolgender Ereignisse in derselben Region zu – und wir müssen darauf vorbereitet sein“, so Friederike Otto, Physikerin am Imperial College in London und WWA-Leiterin.

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