Wettbewerb um Fahrdienste in den USA: New York City will Uber ausbremsen
Die US-Metropole will die Zahl der Fahrdienstfahrzeuge begrenzen. Kritik kommt auch von schwarzen Bürgerrechtlern.
Im Gegensatz zu Taxifahrern, die eine Prüfung bestehen, und Taxibesitzern, die eine teure Lizenz erwerben müssen, gibt es bisher für Uber-Fahrer kaum rechtliche Anforderungen. Eine leicht zu beantragende sogenannte TLC-Zulassung kostet nur 170 Dollar und berechtigt zum Personentransport, genutzt wird das Privatfahrzeug. Uber-Fahrten sind deshalb zum Teil (der Preis variiert) auch deutlich günstiger als Taxifahrten.
Der damit verbundene immer größere Einkommensverlust stürzt traditionelle Taxi- und Lieferfahrer dagegen in zunehmendem Maße in Existenznot. Nach Angaben der Gewerkschaft der New Yorker Taxifahrer begingen in den vergangenen Monaten sechs Taxifahrer deswegen Selbstmord.
Die Kommunalpolitik möchte den Fahrdienst-Boom nun begrenzen. Am Mittwoch beschloss der Stadtrat, für die Dauer von zwölf Monaten keine neuen TLC-Genehmigungen auszugeben. Die neuen Regeln sind ein Rückschlag für Uber und Lyft, die einen beachtlichen Teil ihres Geschäfts im größten Ballungsgebiet der USA machen. In New York City leben etwa 8,5 Millionen Menschen, etwa so viele wie in der Schweiz.
Schmaler Lohn
Bürgermeister Bill de Blasio kündigte kurz nach dem Stadtratsbeschluss an, die Regelung zu unterzeichnen. „Damit stoppen wir den Zustrom von Autos, der zu den Staus beiträgt, die den Verkehr auf unseren Straßen lähmen“, sagte er.
Al Sharpton
Uber ist über den Vorstoß naturgemäß wenig erfreut. Das Unternehmen aus San Francisco argumentiert, dass die Bürger New Yorks die App wegen Problemen im öffentlichen Nahverkehr dringend benötigten. Der Marktführer im Fahrdienst-Geschäft kritisierte, die neue Regelung werde höhere Preise und längere Wartezeiten verursachen.
Lyft erklärte, der geplante „drastische Einschnitt“ im Verkehrssektor werde New York in Zeiten zurückwerfen, in denen es kaum möglich gewesen sei, ein Taxi zu ergattern. Die Taxifahrer-Gewerkschaft begrüßte hingegen die Neuregelung als vorbildlich für den Rest des Landes.
Ungewöhnliche Unterstützung erhält Uber jedoch vom schwarzen Bürgerrechtler Al Sharpton, der auf die Wichtigkeit von Uber für Minderheiten hinwies. Sharpton twitterte vergangenes Wochenende: „Wisst ihr eigentlich, wie schwer es für Schwarze in New York ist, ein Taxi zu bekommen?“ In der Tat wird New Yorker Taxifahrern seit Jahrzehnten vorgeworfen, dunkelhäutige Fahrgäste nicht zu befördern.
Teil des neuen Maßnahmenpakets ist auch ein Mindestlohn für Fahrer, den die Stadt bei 17,22 Dollar ansetzt. Laut New York Times würden die Uber-Driver damit 22,5 Prozent mehr verdienen. Im hochpreisigen New York City ist das allerdings noch immer ein recht schmaler Lohn.
(mit Reuters)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen