piwik no script img

Werder-Manager geht nach WolfsburgKlaus heißt jetzt AlloVWs

Managerwechsel in der Fußball-Bundesliga. Klaus Allofs verlässt Werder Bremen nach 13 Jahren und geht zum finanzstarken VfL Wolfsburg.

Ein letzter Applaus: Klaus Allofs' Weg bei Werder ist beendet, der von Thomas Schaaf (rechts) geht noch weiter Bild: dpa

BREMEN taz | Um die letzten Details einer Ablösesumme kümmern sich Funktionäre und Juristen. Klaus Allofs muss sich damit anfreunden, dass sein abrupter Wechsel von Werder Bremen zum VfL Wolfsburg auch Kratzer in seinem Image mit sich bringt. Was auf den ersten Blick wie ein Karrieresprung aussieht, wird ihm in Bremen als Fahnenflucht ausgelegt. „Mein Aufsichtsrat kann mir nicht sagen, dass ich bis 2015 bleibe“ – dieser scharfe und fast schon böse Satz wird Allofs noch eine ganze Weile begleiten.

Denn mit der Entscheidung, seinen erst Ende vergangenen Jahres verlängerten Arbeitsvertrag nicht zu erfüllen, setzt der Manager und Geschäftsführer neue Maßstäbe. Die Bremer Verärgerung darüber, dass Allofs ein langsamer gewordenes, aber längst nicht sinkendes Schiff vorzeitig verlassen möchte, überschattet seinen Wechsel.

Die Brüche im hanseatischen Miteinander bei Werder Bremen, dessen Führungsteam über lange Jahre als intakte Familie galt, ließen sich zuletzt nicht mehr kaschieren. Und der im vergangenen Geschäftsjahr angehäufte Verlust in Höhe von 13,9 Millionen Euro hat Willi Lemke, dem um Aufmerksamkeit ringenden Werder-Aufsichtsratschef, bei seinem Anti-Allofs-Kurs durchaus geholfen. Der Streit zwischen den Werder-Veteranen um Buchungsposten und Macht dürfte der wesentliche Grund dafür sein, dass sich Allofs von der grün-weißen Familie abwendet.

Die enorme Routine, die sich der smarte Allofs in 13 Jahren bei Werder als Sportdirektor und Geschäftsführer erarbeitet hat, wurde auch bei seinem Abschied aus Bremen durch dieses stets charmante Lächeln abgerundet. Eine ganze Woche lang hatte es der gebürtige Düsseldorfer geschafft, seine Pläne zum Wechsel nach Wolfsburg zu leugnen.

Nichts ist unmöglich

Auch die jüngsten Meldungen, dass sein bisheriges Jahresgehalt von rund 1,5 Millionen Euro ab heute verdoppelt wird, werden ihm nur ein galantes Grinsen entlocken. Der Wechsel des erfolgreichen Managers mitten in der Saison belegt, dass in der Bundesliga nichts unmöglich ist und dass Lügen zu den alltäglichen Arbeitsutensilien in dieser Branche gehören.

Drei Wochen haben die Entscheider des VfL Wolfsburg gebraucht, um ihrer Entlassung des erfolglosen Felix Magath eine vorzeigbare Personalie folgen zu lassen. Den verbliebenen Geschäftsführern Wolfgang Hotze und Thomas Röttgermann wird mit Allofs ein Branchenkenner an die Seite gestellt, dessen Harmoniebedürfnis deutlich stärker als das seines Vorgängers ist. „Wir brauchen hier vor allem eines – das ist Ruhe“, findet Lorenz-Günther Köstner, der als Interimstrainer schon drei Pflichtspiele gewinnen konnte.

Ob der 60-Jährige die Chance bekommt, die in den ersten Wochen der Saison völlig verunsicherte Wolfsburger Mannschaft weiter zu stabilisieren, darüber entscheidet nun Allofs. Es gilt als gesichert, dass Köstner seine Arbeit mindestens bis zur Winterpause fortsetzen darf, während nach einer zukunftsträchtigen Lösung gefahndet wird.

Rückkehr zu Diego und Naldo

Am roten Teppich, der zur heutigen Präsentation von Allofs beim Autobau-Klub ausgerollt wird, stehen mit Diego und Naldo bestens vertraute Spieler für ihn Spalier. „Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten“, sagt der Brasilianer Diego über den gebürtigen Düsseldorfer. Allofs ist in Bremen auch deshalb so beliebt geworden, weil er begnadete Fußballer wie Johan Micoud, Naldo und Diego in die Bundesliga gelotst hat.

Dass Werder zuletzt das nötige Kleingeld fehlte, um seine besten Spieler zu halten, liegt daran, dass das Team von Trainer Thomas Schaaf seit zwei Jahren zu schlecht für eine Teilnahme an internationalen Wettbewerben war. Auch Allofs hat seine Ziele nur noch bedingt erreicht und bei den jüngsten Transfers mehr Profanes als Perlen zu bieten gehabt. Sein neuer Arbeitsvertrag, der ihn bis 2016 an den VfL Wolfsburg bindet, darf als Vertrauensvorschuss und Basis für fundierte Arbeit gewertet werden.

In jenen 13 Jahren, in denen Allofs mit Schaaf Erfolge für Werder Bremen möglich gemacht hat, wurden in Wolfsburg acht Manager verschlissen. Mit der Hauruckverpflichtung des 55-Jährigen kaufen sich die Wolfsburger jetzt nicht nur ein Stück Fußballkompetenz, sondern vor allem eine Portion Gelassenheit ein, an der es ihnen seit geraumer Zeit mangelt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • PA
    Peter A. Weber

    Über den Wechsel eines Spieles, Trainers oder Managers eines Fußballklubs zu berichten, ist wie in diesem Falle unter der Rubrik Sport völlig angebracht.

     

    Solche Meldungen jedoch in den Hauptnachrichtensendungen von ARD und ZDF zu bringen, ist total unangemessen und entspricht der Bedeutung der Meldung nicht im geringsten. Die Tatsache, daß im Vergleich dazu relevante Ereignisse ignoriert werden, die in das Leben der Menschen eingreifen, spricht Bände über den Zustand mancher Medien.

  • U
    Urgestein

    Schade. Hatte im Sinne des VfL gehofft, der Kelch mit dem halslosen Schmierlappen würde an ihnen vorübergehen.

     

    Beiersdorfer wäre mit Sicherheit die bessere Wahl für die Niedersachsen gewesen.