Weltkonferenz gegen Kinderarbeit: Der Kampf gegen Kinderarbeit stockt
Bis zum Jahr 2025 will die UN die Kinderarbeit abschaffen. Doch bisher sind die Staaten von dem Ziel noch weit entfernt.
Gemeinsame Maßnahmen oder Programme wurden auf der Konferenz nicht beschlossen. Wichtiger war diese Erkenntnis: Das gesetzte Ziel, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis zum Jahr 2016 abzuschaffen, wurde weit verfehlt. Durch die Migrationsbewegungen und die weltweit zunehmenden Krisenherde sei die Kinderarbeit gestiegen. „Die von Konflikten und Katastrophen verursachten Krisen betreffen über 250 Millionen Kinder“, heißt es in der Abschlusserklärung.
Das dreitägige Treffen diente der Bestandsaufnahme. Noch immer müssen 152 Millionen Kinder arbeiten, 73 Millionen davon unter schlimmsten Bedingungen. 10 Millionen Kinder leben in sklavenähnlichen Verhältnissen. 71 Prozent der 152 Millionen arbeiten in der Landwirtschaft, gefolgt von Hausarbeiten und dem Aufpassen auf Geschwister oder der Pflege eines Familienmitglieds.
Am stärksten betroffen sind Kinder in Afrika. Dort müssen 71 Millionen Kinder arbeiten, in Asien sind es 62 Millionen, in den beiden Amerikas 12 Millionen. In Europa und Zentralasien wurden sechs Millionen arbeitende Kinder gezählt. „Wir reden hier nicht allein über Zahlen, sondern über Kinder, die in Brasilien Orangen ernten, die auf den Kokosplantagen in Ghana schuften oder in Nähfabriken Hosen zusammennähen, von denen sie nicht einmal träumen, sie einmal zu tragen“, sagt der indische Kinderrechts- und Bildungsrechtsaktivist Kailash Satyarthi, dem 2014 der Friedensnobelpreis verliehen wurde.
Seine Forderung: „Kinder zwischen fünf und elf Jahren müssen in der Schule sein.“ Mit einer zusätzlichen Finanzierung von rund 39 Milliarden Dollar ließen sich weltweit für alle Minderjährigen der Besuch von Grund- und weiterführenden Schulen garantieren.
Unternehmen übernehmen keine Verantwortung
„Wichtig war, dass die Themen Lieferketten und Verletzung von Arbeitsstandards bei Kinder- und Zwangsarbeit thematisiert wurden“, sagt Sabine Baun aus der deutschen Delegation. Noch immer würden viele Unternehmen eine Verantwortung für die Arbeits- und Herstellungsbedingungen ihrer Zulieferfirmen von sich weisen.
„Die Unternehmen hier stärker in die Verantwortung zu nehmen ist ein wichtiger Hebel für die Ausmerzung der Kinder- und Zwangsarbeit“, sagt die Vertreterin aus dem Arbeitsministerium. Die Bedeutung der Lieferketten war vor wenigen Tagen von Amnesty International dokumentiert worden. Die Organisation wirft 29 Konzernen vor, darunter auch deutschen Autobauer, nicht genug gegen Kinderarbeit vorzugehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe