Welthunger-Index vorgestellt: Klimakrise verstärkt Hunger
Laut Welthunger-Index steigt die Zahl der Hungernden auf 822 Millionen. Grund sind unter anderem Regierungskrisen und die Erderwärmung.
Der Welthunger-Index wird seit 2006 jährlich veröffentlicht und anhand von vier medizinischen Indikatoren berechnet: Unterernährung, Auszehrung (bei Kindern), Verzögerung im Wachstum sowie Kindersterblichkeit. Es gibt eine Skala, die von 0 bis 100 Index-Punkte reicht und Hungersituationen von „niedrig“ bis „gravierend“ in fünf Stufen einteilt.
In 48 der 117 berücksichtigten Länder wird die Hungerlage mindestens als „ernst“ eingestuft. Besonders dramatisch ist die Situation in Ländern, die unter Kolonialherrschaften litten und in denen es heute noch Gewalt oder Kriege gibt: Im Tschad, in Sambia, Madagaskar und im Jemen ist die Anzahl der Hungernden so hoch, dass die Welthungerhilfe die Lage als „sehr ernst“ einstuft, im Fall von Zentralafrika sogar als „gravierend“.
Der diesjährige Index trägt den Titel „Wie der Klimawandel den Hunger verschärft“ und stellt dar, wie Klimakrise und Hungersnot zusammenhängen. „Der Klimawandel ist ungerecht“, sagte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe. „Es leiden diejenigen am meisten unter ihm, die am wenigsten dazu beitragen.“
Die verkürzte Regenzeit sorgt für längere Hungersnot
Seit den 1990ern habe sich die Zahl der extremen Wetterereignisse verdoppelt. Das führe zu Ernteverlusten bei wichtigen Anbaupflanzen sowie steigenden Preisen bei Lebensmitteln, so Thieme. Nach einer Dürre oder einer Flut sei aufgrund der schlechten Ernte zudem kein Geld da, um neue Aussaat zu kaufen. So verstärke sich eine Art Teufelskreis, unter dem vor allem Frauen und Kinder leiden.
In manchen Ländern hat sich die Situation verschlimmert: Im Jemen, im Libanon, in der Zentralafrikanischen Republik sowie in Venezuela seien die WHI-Werte laut Index derzeit höher als noch vor neun Jahren.
Francis Djomeda beobachtet den Zusammenhang von Klimakrise und Hunger im Niger, wo er für die Welthungerhilfe arbeitet: „Früher dauerte die Hungersnot drei Monate. Heute sind es fünf bis sechs.“ Grund dafür sei die verkürzte Regenzeit. „Die Menschen verlieren Häuser, Ernte und Tiere. Dazu kommt Malaria.“ Im Niger habe man sich deshalb auf zwei Lösungen fokussiert: Schnelle Direktmaßnahmen und die Möglichkeit, Menschen so schnell wie möglich zur Autonomie zu verhelfen.
Niger fordert mehr Geld
Djomedas Forderung: „Wir brauchen mehr Geld im Niger, damit wir unsere Widerstandsfähigkeit stärken können.“ Um den Hunger zu bekämpfen, hilft es laut Welthungerhilfe, die Gefahren für die Ernährungssicherheit aufgrund der Klimakrise zu bekämpfen. Nötig sei deshalb, dass sich die betroffenen Länder auf Katastrophen besser vorbereiten. Die Finanzierung hierzu solle gerecht verteilt werden.
Ernährungssicherheit und Klimawandel seien „die beiden Überlebensfragen der Menschheit“, zitierte die Organisation Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Aus den Dürreregionen Afrikas seien bereits 20 Millionen Menschen geflohen.
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