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Weihnachten und CoronaWir brauchen ein Wunder

Warum wird Weihnachten nicht verschoben? Der Pandemiebekämpfung täte das doch gut, würde man erst im nächsten Juni feiern.

Gute Idee: Weihnachten mal im Sommer feiern? Foto: Steve Holland/ap

D er französische Wissenschaftler Axel Kahn hat die Idee entwickelt, Weihnachten diesmal am 24. Juni zu feiern. Lauschig-warme Feiertage, Festgrill anwerfen, Ball spielen mit den Kindern?

Wollen wa nich, machen wa nich.

Aber warum nicht, wenn es der Pandemiebekämpfung objektiv guttäte? Weil Weihnachten immer am 24. Dezember anfängt. Weil wir jetzt erst mal feiern. Und Silvester wird geböllert, wie es unser humanistisches und staatsbürgerliches Recht ist. Im Januar sehen wir dann schon weiter.

Ich will hier weder „die Gesellschaft“ noch „die Politik“ dafür anklagen, dass sie es nicht draufhat, denn das ist ja offensichtlich. Die Frage ist: Warum nicht?

Zum einen hat „die Gesellschaft“ keine Post­adresse, wie Armin Nassehi sagen würde. Zum andern gilt es für die Politik, neben dem Gesundheitsaspekt weitere Ziele zu verfolgen, selbst Peter Altmaiers „Konsumpatriotismus“ ist nicht so lächerlich, wie er gemacht wird. Traditionen sind wichtig, auch sie halten eine Familie oder gar Gesellschaft zusammen, jenseits einer religiösen Dimension. Ich rede hier übrigens nicht aus einem Pseudo-Off, wie das Leitartikelprediger gerne tun. Unser Familienweihnachten soll auch möglichst „normal“ ablaufen.

taz am Wochenende

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Change kommt dann, wenn Gesellschaft und Politik sich gegenseitig dynamisieren, bei der sozialökologischen Transformation etwa, wenn Politik sich eine Fahrradstadt traut und die Leute dann – weil sie merken, dass das geil ist – diese Politik verstärkt nachfragen. Oder andersherum: Die emanzipierte Mehrheitsgesellschaft will etwas wirklich, etwa die Homo-Ehe, und die Politik vollzieht das durch ein Gesetz nach.

Bei der Bekämpfung der Pandemie sind wir nach einem ordentlichen halben Jahr jetzt in einer unklaren Lage, in der die föderalistische Politik und die Mehrheitsgesellschaft sich gegenseitig belauern und lähmen. Zumindest entsteht durch die Kakofonie der Mediengesellschaft der Eindruck, es werde gleichzeitig „Macht mal endlich!“ und „Macht bloß nicht!“ gerufen.

Nun ist es unpolitisch, nach besseren Menschen zu rufen, moralische Besserung sollte jeder mit sich selbst besprechen. Handlungsfähiger wäre ein autoritäres Regime. Das ist aber für Liberaldemokraten nicht akzeptabel. Vertrauen in mehrheitsfähige Ordnungspolitik muss die Grundlage dafür sein, die Dinge zum Besseren zu wenden.

Das ist auch die einzige Möglichkeit für Klimapolitik im Sinne des Pariser Abkommens. Der entscheidende Denkwechsel lautet: Wir müssen nicht nur sagen, was wir nicht wollen, wir müssen entscheiden, was wir erreichen wollen – und dann das Notwendige dafür tun.

Für die Pandemiepolitik heißt das: Es geht nicht um Weihnachten, es geht um radikale Eindämmung. Dafür muss man, zum Beispiel, trotz aller Nachteile womöglich nach ostasiatischem Vorbild sagen, dass effektive Datenauswertung nicht nur dem Silicon Valley gestattet ist, sondern in dieser Lage auch dem Staat. Klar hab auch ich immer auch die Hoffnung, dass Durchwurschteln irgendwie reichen wird, bis der Impfstoff da ist. Nur dass es einen Impfstoff gegen die Klimakrise niemals geben wird. Wurschteln is over.

Die Regierungen von Bund und Ländern haben von den Leuten die Verantwortung übertragen bekommen – und nun müssen sie den Mumm haben, zu handeln, selbst wenn das gegen die Befindlichkeit des Augenblicks ist. Wir brauchen nicht das Wunder von Weihnachten, wir brauchen Politik. Denn Politik ist der einzige Raum, in dem wir das Recht haben, Wunder zu erwarten.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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10 Kommentare

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  • „Wir brauchen ein Wunder“

    Ist es denn ein Wunder?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Warum nicht bis 21.12. die Bude zumachen. In den letzten Tagen vor Weihnachten werden nur noch unnütze Geschenke gekauft.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlenztein:

    “ Advent Advent, der Urwald brennt... oder er wird abgeholzt. taz.de/Weihnachten-und-Corona/!5731118/



    Den Sinn erkennen, den Sinn benennen, Eins werden mit dem Sinn. Wobei ich mal am Schluss beginn: "Nur dass es einen Impfstoff gegen die Klimakrise niemals geben wird. Wurschteln is over." Na, dann nehmen wir doch statt dessen eine Konjunkturspritze für "patriotischen Konsum". Ist doch garnicht lächerlich, obwohl Peter Altmaier dafür plädiert. Oder?



    "... moralische Besserung sollte jeder mit sich selbst besprechen." Dann man to! Es bleibt ja noch ein andrer Trick. Politik benutzt Ethik. Dann ist die Moral schnell egal. Aber reichen nicht schon Fakten, die Politik zum Handeln veranlassen müssten? Egal, was Politiker:innen antreibt - Mach(t)gelüste, Moral oder Ethik, die Probleme wachsen stetig. Produktion von Gütern und Nahrungsmitteln (von denen Unmengen anschließend vernichtet werden), sind die größten Verbraucher von Energie und Ressourcen. Das ist Fakt. Das wird sich auch durch "grüne" Produktionsweisen nicht ändern. Und derVerkehr? Der dient doch zum größten Teil dem Transport von Gütern. Ist also ein - zwar großer - Nebeneffekt von Güterproduktion und -verteilung.



    Und falls das mit dem Impfen gegen Corona nicht klappt, bleibt ja noch die "effektive" Datenauswrtung. Ja, Effiziens. Auch so ein Zauberwort der Neoliberalten. "...womöglich nach ostasitatischem Vorbild[....], dass effektive Datenauswertung nicht nur dem Silicon Valley gestattet wird, sondern in dieser Lage auch dem Staat." Ach was! Ist diese "effektive" Datenauswertung dem Silicon Valley jetzt gestattet? Ich dachte, die machen das einfach, auch ohne dass es ihnen gestattet ist. Wenn die Internet-Nuterz:innen jetzt gefragt werden, ob sie Datentechnisch ausgeschlachtet werden dürfen, das wäre ja schon fast ein Weihnachts-Wunder.







    Und btw.: Die "Fahrradstadt" wird schon kommen. Sobald die Kaufprämien für E-Bikes hoch genug sind. - Frohe Weihnachten“

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      "Egal, was Politiker:innen antreibt - Mach(t)gelüste, Moral oder Ethik



      die Probleme wachsen stetig"

      Ist das ein Haiku? Ach ne zu viele Silben. Ein Heiko. Aber nicht schlecht

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Uups - en passant - gar nich so einsilbig -



        Meinen Sidekick wird‘s freuen - 🤫 -

        • @Lowandorder:

          &Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - dacht isch misch -

          “ Kik Di dat an. Ein Heiko de.wikipedia.org/wiki/Haiku







          Heiko soll leben



          Dem Haiku gilt sein Streben



          Ein Lob dem Heiko







          Habe bishier erst einmal ein Haiku versucht. Fand es vor kurzem wieder als ich wg. Maradona nach "Trikottausch" suchte.



          taz.de/Kolumne-Tri...ausch-21/!5116186/



          "Merke oh Deniz



          die Beste beim Fußball is



          Homare Sawa"

          kurz - “Merke oh Heiko



          Das Beste bei slimslimeo



          Auswärts nie A A“

          • @Lowandorder:

            Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - beipflicht:

            “ Moinmoin. Auswärtig und Abseitig. Was Sie gleich wieder so assoziieren...“

  • Durchsetzen!

    Reisen und Treffen sind derzeit unverantwortlich!



    Hier müssen die Regeln schnell verschörft und voll durchgesetzt werden! Auch mit saftigen Geldstrafen. Appelle reichen nicht. Es gibt zu viele unvernünftige Leute, die es nicht lassen k,önnen.

  • Willi - Sach was: - “Quark auf Stelzen“ - ala Linksman?!

    Wa - “Wie in Quark - Gemeißelt!“ - Allemal. Gellewelle - 🥳 -

    kurz - Wie sagt es berliner Volkers 👄 ?!



    “Butter & Quark - Macht stark!



    Quark alleene - Macht - Schwache Beene!“



    & Na klar - 🌲 Ohwie lacht 🌲 - 😱 - Newahr.

    unterm——- Aber 24. Juni - Warum nicht?!



    “ 217 v. Chr.: Im Zweiten Punischen Krieg besiegt der nach Italien gezogene karthagische Feldherr Hannibal mit seinem Heer in der Schlacht am Trasimenischen See zwei Heere der Römer.



    79: Titus wird römischer Kaiser, nachdem sein Vater Vespasian tags zuvor während eines Kuraufenthalts gestorben ist.“



    & Däh - Schlimmer geht immer -



    “ 1763: Nach einem Pocken-Ausbruch in Fort Pitt schenkte Captain Ecuyer als Offizier des Kommandeurs der britischen Truppen, Sir Jeffrey Amherst, Ureinwohnern verseuchte Decken aus dem Lazarett. In sein Tagebuch schrieb er: ›Ich hoffe, es wird die erwünschte Wirkung haben.“

    Na Mahlzeit & Frohes Fest! Gellewelle

    ———-



    de.wikipedia.org/wiki/24._Juni



    & wie passend - 😱 -



    “ 1922: Der deutsche Reichsaußenminister Walther Rathenau wird von Mitgliedern der rechtsextremen Geheimgesellschaft Organisation Consul ermordet. Er hat sich wegen seiner jüdischen Wurzeln und wegen des Abschlusses des Vertrags von Rapallo mit Sowjetrussland die Feindschaft der politischen Rechten zugezogen.“



    “ 1945: Die Moskauer Siegesparade von 1945 auf dem Roten Platz wird mit 40.000 teilnehmenden Soldaten, 1850 Militärfahrzeugen und einer Dauer von zwei Stunden zur größten Militärparade in der Geschichte der Sowjetunion.“



    &



    “1948: Mit der Unterbrechung der Stromversorgung West-Berlins, des gesamten Straßen- und Schienenverkehrs sowie der Binnenschifffahrt zwischen Berlin und den Westzonen durch die Sowjetunion beginnt die Berlin-Blockade.“

    Soweit mal



    &



    “ Ich will hier weder „die Gesellschaft“ noch „die Politik“ dafür anklagen, dass sie es nicht draufhat, denn das ist ja offensichtlich. Die Frage ist: Warum nicht?“



    Who knows?