Weihnachten mit Corona: Kling, Kässchen, klingelingeling
Corona zum Trotz sollen die Weihnachtsmärkte in Berlin öffnen – allerdings mit Auflagen. Am Dienstag will der Senat darüber beraten.
Für viele PolitikerInnen ist die W-Frage die aktuell schwerste in der Coronapandemie: Wird dieses Jahr Weihnachten gefeiert werden? Angesichts steigender Infektionszahlen und für das Virus geradezu perfekter Verbreitungsbedingungen unterm Baum – viele Menschen unterschiedlichsten Alters, kuschelige Atmosphäre – deutet aktuell wenig auf ein normales Fest hin. Immerhin Weihnachtsmärkte soll es nach der Vorstellung der zuständigen Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) geben. Allerdings mit strengen Auflagen.
Das Konzept sieht nach Angaben eines Sprechers vom Montag unter anderem eine generelle Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie Obergrenzen für Besucher*innenzahlen vor. Letztere sollen durch Einlasskontrollen sichergestellt werden. Auch auf ausreichende Desinfektionsmöglichkeiten wird in dem Konzept Wert gelegt. An diesem Dienstag will der Senat darüber beraten – und wohl auch über weitere Einschränkungen für den Aufenthalt bei Feiern und im öffentlichen Raum.
In der vergangenen Woche war die Zahl der Infektionen erneut sprunghaft angestiegen. Am Sonntagabend lag sie bei 86,5 pro 100.000 EinwohnerInnen stadtweit; einzelne Bezirke wiesen deutlich höhere Werte auf, darunter Neukölln mit 179 und Mitte mit 138.
Als Risikogebiet gelten ein Bezirk oder eine Kommune offiziell, wenn der Wert 50 überschritten wird. Es wird damit gerechnet, dass die Zahlen in dieser Woche weiter ansteigen, obwohl der Senat mit einem Verkaufsverbot für Alkohol ab 23 Uhr und einer erweiterten Maskenpflicht Gegenmaßnahmen ergriffen hatte, die bundesweit zum Vorbild wurden.
Sollten ab Ende November wirklich Weihnachtsmärkte öffnen können, dürften diese wenig gemein haben mit den gewohnten Ansammlungen dicht gedrängter, mehr oder weniger alkoholisierter Menschen, wie man sie aus vergangenen Jahren kennt. Auch für die HändlerInnen von Glühwein und Geschenkartikeln sind das eher trübe Aussichten. Immerhin hat ihnen Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) vor Kurzem im taz-Gespräch in Aussicht gestellt, die Mieten für die Stände finanziell zu subventionieren. Auch die Wirtschaftsverwaltung drängt darauf, BetreiberInnen und HändlerInnen Nutzungsgebühren zu erlassen, damit sich der Verkauf überhaupt lohnt.
In anderen Städten Deutschlands hingegen sind die Weihnachtsmärkte wegen der steigenden Zahl der Infektionen bereits abgesagt worden, etwa in Heidelberg.
Der Senat wird sich in seiner Sitzung am Dienstag auch mit der Frage befassen müssen, ob er an der jüngst beschlossenen Sperrstunde für Kneipen von 23 bis 6 Uhr festhalten will. Sie gilt seit 10. Oktober. Am Freitag hatten jedoch elf Betreiber mit ihrer Klage dagegen vor dem Verwaltungsgericht Erfolg. Zumindest jene elf Wirte dürfen nun wieder öffnen. Der Senat hat Beschwerde gegen die Entscheidung beim Oberverwaltungsgericht eingelegt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück