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Wegen rassistischer BeleidigungSpielabbruch in der Oberliga

Nach rassistischen Beleidigungen bei einem Fußballspiel des HSV Barmbek-Uhlenhorst schließt der Verein den Mann aus und erteilt Stadionverbot.

Was in der Bundesliga oft gewünscht wird, wurde in der Hamburger Oberliga Wirklichkeit Foto: dpa

Hamburg taz | Das Heimspiel war für den HSV Barmbek-Uhlenhorst (BU) bei einem Stand von drei zu null schon so gut wie gewonnen. Doch dann beleidigte ein BU-Anhänger einen Spieler des Gegners Meiendorfer SV rassistisch. Der Vorfall in der Hamburger Oberliga vom Sonntag hat Folgen für den so genannten Fan und eventuell auch für beide Vereine.

Es war etwa die 70. Spielminute, als Zuschauer*innen von BU eine Tätlichkeit eines Meiendorfer Spielers gesehen haben wollen. Ein BU-Fan soll daraufhin Ausdrücke wie „Verpiss dich, du Schwarzer“ gerufen haben. Auf einer Webseite für Amateurfußball sind Videos der Partie zu sehen, dokumentiert ist auch die entsprechende Szene. Das „du Schwarzer“ ist recht deutlich zu hören und das Video zeigt auch, wie zwei Meiendorfer Spieler anschließend über die Bande springen und in den Zuschauer*innenbereich gehen, um den Mann zur Rede zu stellen. Auch „du schwarze Sau“ soll ein Meiendorfer Spieler laut einem Bericht des Hamburger Abendblatts gehört haben.

Jens Malcharczik, Präsident und Manager beim Meiendorfer SV, stand etwa fünf Meter neben dem Geschehen, wie er zur taz sagt. Auch er habe die rassistischen Beleidigungen gehört. Was da alles gesagt wurde, wolle er nicht wiederholen. Er bestätigt aber Berichte, wonach es sich bei dem Mann um den Barmbeker Fanbeauftragten handeln soll. „Ich weiß nicht, was den da geritten hat“, sagt Malcharczik. Später habe sich der Fanbeauftragte erklärt und gesagt, er habe mit „Schwarzer“ die Trikotfarbe der Meiendorfer gemeint. Die sind schwarz mit weißem Aufdruck und weißen Ärmeln.

Als sich die Szenerie nach einigen Rangeleien beruhigte, verließen die Meiendorfer Spieler geschlossen das Spielfeld, woraufhin der Schiedsrichter das Spiel abbrach. „Geschlossenen in die Kabine zu gehen, das Spiel nicht mehr fortzusetzen und somit ein Zeichen der Menschlichkeit, für Vielfalt und Toleranz und gegen Rassismus zu setzen, sahen wir als einzige Möglichkeit“, heißt es im Spielbericht der Meiendorfer.

In dem Verein gebe es viele Spieler mit Migrationshintergrund, die Entscheidung sei deshalb leicht gefallen, ergänzt Malcharczik. Das Team sei nach dem Vorfall auch emotional so angeschlagen gewesen, dass an Weiterspielen nicht zu denken gewesen sei.

Der Mann erklärte später, mit Schwarzer habe er die Trikotfarbe des Gegners gemeint

Trotzdem sei dem HSV Barmbek-Uhlenhorst kein Vorwurf zu machen, findet Malcharczik. „Der Ordnungsdienst war sofort zur Stelle und der Verein hat auch im Nachhinein schnell reagiert“, so Malcharczik. Der Verein solle nicht für das Fehlverhalten eines Einzelnen bestraft werden. Auch Fans von BU hätten die Spieler mit Applaus in die Kabine begleitet.

Die Vereinsverantwortlichen von Barmbek-Uhlenhorst meldeten sich noch Sonntagabend via Facebook zu Wort. Sie hätten leider „das absolute Fehlverhalten eines BU-Zuschauers“ feststellen müssen und würden diesen Zuschauer aus dem Verein ausschließen und ihm Stadionverbot erteilen, ließ der Verein verlauten. BU entschuldigte sich gleichzeitig beim Meiendorfer SV.

Volker Brumm, Liga-Beauftragter bei Barmbek, ergänzte am Montag, dass die Sache für den Verein höchst unangenehm sei. „Wir distanzieren uns von Beleidigungen und Rassismus“, so Brumm. Dass es sich bei dem BU-Anhänger um den Fanbeauftragten handelt, bestätigte der Verein bisher nicht.

Der Vorfall wird nun das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbands beschäftigen. Verbands-Präsident Dirk Fischer sagte, an beinahe jeder Ecke des Stadions hingen Plakate gegen Rassismus und Gewalt. „Wenn sich die Vorwürfe als wahr erweisen, muss das Sportgericht mit aller Härte vorgehen.“

Das Urteil des Sportgerichts fällt vermutlich noch in diesem Monat. Eine Strafe droht aber nicht nur Barmbek, sondern auch dem Meiendorfer SV, weil dessen Spieler den Spielabbruch herbeiführten. „Sollten wir dafür eine Geldstrafe bekommen, werden wir sie gerne zahlen“, sagte Malcharczik.

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