Wegen rassistischer Beleidigung: Spielabbruch in der Oberliga
Nach rassistischen Beleidigungen bei einem Fußballspiel des HSV Barmbek-Uhlenhorst schließt der Verein den Mann aus und erteilt Stadionverbot.
Es war etwa die 70. Spielminute, als Zuschauer*innen von BU eine Tätlichkeit eines Meiendorfer Spielers gesehen haben wollen. Ein BU-Fan soll daraufhin Ausdrücke wie „Verpiss dich, du Schwarzer“ gerufen haben. Auf einer Webseite für Amateurfußball sind Videos der Partie zu sehen, dokumentiert ist auch die entsprechende Szene. Das „du Schwarzer“ ist recht deutlich zu hören und das Video zeigt auch, wie zwei Meiendorfer Spieler anschließend über die Bande springen und in den Zuschauer*innenbereich gehen, um den Mann zur Rede zu stellen. Auch „du schwarze Sau“ soll ein Meiendorfer Spieler laut einem Bericht des Hamburger Abendblatts gehört haben.
Jens Malcharczik, Präsident und Manager beim Meiendorfer SV, stand etwa fünf Meter neben dem Geschehen, wie er zur taz sagt. Auch er habe die rassistischen Beleidigungen gehört. Was da alles gesagt wurde, wolle er nicht wiederholen. Er bestätigt aber Berichte, wonach es sich bei dem Mann um den Barmbeker Fanbeauftragten handeln soll. „Ich weiß nicht, was den da geritten hat“, sagt Malcharczik. Später habe sich der Fanbeauftragte erklärt und gesagt, er habe mit „Schwarzer“ die Trikotfarbe der Meiendorfer gemeint. Die sind schwarz mit weißem Aufdruck und weißen Ärmeln.
Als sich die Szenerie nach einigen Rangeleien beruhigte, verließen die Meiendorfer Spieler geschlossen das Spielfeld, woraufhin der Schiedsrichter das Spiel abbrach. „Geschlossenen in die Kabine zu gehen, das Spiel nicht mehr fortzusetzen und somit ein Zeichen der Menschlichkeit, für Vielfalt und Toleranz und gegen Rassismus zu setzen, sahen wir als einzige Möglichkeit“, heißt es im Spielbericht der Meiendorfer.
In dem Verein gebe es viele Spieler mit Migrationshintergrund, die Entscheidung sei deshalb leicht gefallen, ergänzt Malcharczik. Das Team sei nach dem Vorfall auch emotional so angeschlagen gewesen, dass an Weiterspielen nicht zu denken gewesen sei.
Trotzdem sei dem HSV Barmbek-Uhlenhorst kein Vorwurf zu machen, findet Malcharczik. „Der Ordnungsdienst war sofort zur Stelle und der Verein hat auch im Nachhinein schnell reagiert“, so Malcharczik. Der Verein solle nicht für das Fehlverhalten eines Einzelnen bestraft werden. Auch Fans von BU hätten die Spieler mit Applaus in die Kabine begleitet.
Die Vereinsverantwortlichen von Barmbek-Uhlenhorst meldeten sich noch Sonntagabend via Facebook zu Wort. Sie hätten leider „das absolute Fehlverhalten eines BU-Zuschauers“ feststellen müssen und würden diesen Zuschauer aus dem Verein ausschließen und ihm Stadionverbot erteilen, ließ der Verein verlauten. BU entschuldigte sich gleichzeitig beim Meiendorfer SV.
Volker Brumm, Liga-Beauftragter bei Barmbek, ergänzte am Montag, dass die Sache für den Verein höchst unangenehm sei. „Wir distanzieren uns von Beleidigungen und Rassismus“, so Brumm. Dass es sich bei dem BU-Anhänger um den Fanbeauftragten handelt, bestätigte der Verein bisher nicht.
Der Vorfall wird nun das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbands beschäftigen. Verbands-Präsident Dirk Fischer sagte, an beinahe jeder Ecke des Stadions hingen Plakate gegen Rassismus und Gewalt. „Wenn sich die Vorwürfe als wahr erweisen, muss das Sportgericht mit aller Härte vorgehen.“
Das Urteil des Sportgerichts fällt vermutlich noch in diesem Monat. Eine Strafe droht aber nicht nur Barmbek, sondern auch dem Meiendorfer SV, weil dessen Spieler den Spielabbruch herbeiführten. „Sollten wir dafür eine Geldstrafe bekommen, werden wir sie gerne zahlen“, sagte Malcharczik.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!