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Wegen islamkritischer KarikaturenJournalist in Jordanien erschossen

„Gott von Daesh“, Gott des IS, heißt die Karikatur, derentwegen man Nahed Hattar angeklagt hatte. Auf dem Weg zum Prozess wurde er jetzt getötet.

Die Polizei wacht vor dem Krankenhaus in Amman, in dem die Leiche von Nahed Hattar obduziert wird Foto: reuters

Kairo dpa | Der islamkritische jordanische Journalist Nahed Hattar, der in seiner Heimat mit einer Karikatur für einen Aufschrei sorgte, ist in der Hauptstadt Amman erschossen worden. Der Täter feuerte am Sonntag außerhalb eines Gerichtsgebäudes drei Schüsse auf den 56 Jahre alten Schriftsteller und Aktivisten ab, wie die staatliche Nachrichtenagentur Petra berichtete.

Nach Angaben lokaler Medien war Hattar am Sonntag auf dem Weg zu seinem eigenen Prozess, als er ermordet wurde. Der mutmaßliche Attentäter feuerte einem Augenzeugen zufolge aus etwa einem Meter Entfernung auf sein Opfer, wie die unabhängige Zeitung „Al-Ghad“ berichtete. Der Täter wurde Petra zufolge später gefasst. Die jordanische Regierung sprach von einem „abscheulichen Verbrechen“.

Hattar, ein Christ, hatte vergangenen Monat eine Karikatur auf seiner Facebookseite veröffentlicht, die viele Menschen als beleidigend und gotteslästerlich empfanden. Sie heißt „Gott von Daesh“ – Deash ist die arabische Bezeichnung für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Verquere Ideologie des IS karikiert

Zu sehen ist nach Angaben des arabischen Senders Al-Dschasira ein IS-Kämpfer, der mit zwei Frauen im Bett liegt und Gott bittet, ihm einen Drink zu bringen. Der mit weißem Bart und goldener Krone gezeichnete Gott öffnet von außen den Vorhang und schaut in das Zimmer.

Hattar löschte die Karikatur später und beteuerte, sie würde sich über Terroristen und ihr Weltbild lustig machen: „Es verletzt die Göttlichkeit Allahs in keiner Weise.“

Hattar wurde nach dem Erscheinen der Karikatur wegen Beleidigung des Islam angeklagt und zwischenzeitlich festgenommen. Die Familie des Aktivisten teilte Medienberichten zufolge mit, er habe die Behörden informiert, dass er Morddrohungen bekommen habe. Personenschutz habe Hattar trotzdem nicht erhalten. Der Getötete verfasste mehrere kritische Schriften gegen den politischen Islam und war als Unterstützer von Syriens Präsident Baschar al-Assad bekannt.

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2 Kommentare

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  • Liebe taz, wäre es möglich, die Gründe zu erläutern, warum 1. die hier beschriebene Karikatur nicht hier abgebildet wird und 2. die taz stattdessen auf die Haaretz verlinkt? Was soll denn da die Botschaft sein - "wir sind empört über Leute, die andere für sowas umbringen... aber geben ihnen gleichzeitig recht?" "Wir finden solche Darstellungen selber empörend und Mord-würdig, daher schnell ein Link nach Israel??" Oder, wie die Millenials so zu sagen pflegen: WTF?

  • Mir fällt es immer schwerer, den Islam nicht zu verachten, und ich bin nicht von der AfD sondern sage: Refugees welcome. Lass uns unseren Reichtum teilen und anderen zeigen, dass man friedlich miteinander leben kann.